März

Die Bezeichnung des dritten Monats im Jahr wird vom Lateinischen Martius abgeleitet.
Dieser Monat galt dem römischen Kriegsgott Mars, Sohn von Jupiter und Juno. Die alten Bulgaren nannten ihn auch bresow messetz (zu Deutsch: Monat der Birken – Bem. d. Übersetzers), weil die Birken im März die ersten grünen Blätter treiben. Am Morgen des ersten
Märztages mussten die Mädchen vor Sonnenaufgang aufstehen, damit sie im Sommer nicht schläfrig, sondern fleißig bei der Arbeit sind. Die jungen Mädchen mussten die alte störrische Oma Marta, wie der dritte Monat im Jahr in Bulgarien genannt wird, als erste begegnen, damit sie nicht all zu böse wird, sondern öfters lächelt und schönes Wetter auf die Erde schickt. Im März durfte man sich die Haare nicht abschneiden lassen, damit einem nicht auch der Verstand abgeschnitten wird.

Vor vielen Jahren verließ Khan Asparuch seine Heimat in Tibet
und machte sich auf den Weg, nach Nährboden für das Volk der
Protobulgaren zu suchen. Nach langer Reise ließ er sich im Gebiet der Slawen nieder, die ihn freudig aufnahmen. Slawische Frauen in langen, weißen Leinenhemden trugen Speise und Getränke und richteten große Festtafel für den Khan ein. Der Khan war jedoch traurig, denn er hatte seine Mutter und seine
Schwester Kalina weit weg gelassen. Er setzte sich an einem großen Fluss und weinte. Asparuch betete zur Sonne und die Götter. Da geschah ein Wunder – eine Schwalbe setzte sich neben ihn und er vertraute ihr sein Kummer an. Die Schwalbe hörte sich die

1. März

Martuwane, Tag der Martenizi (zu Deutsch: Quasten aus weißer und roter
Wolle – Bem. d. Übersetzers)
Geschichte des traurigen Khans an und flog in Richtung seiner Heimat.
Die Schwalbe erzählte der Khansschwester Kalina, dass
ihr Bruder ein neues Reich gegründet hat, er aber traurig ist.
Kalina freute sich sehr, dass sie eine Nachricht von ihrem
Bruder erhielt und entschied sich, ihm Blumen zu schicken. Sie
nahm ein paar grüne Blumen in einem Sträußchen zusammen
und band sie mit weißer Wolle an. Daran machte sie
auch ein paar Knoten, so, wie es bei den Protobulgaren
der Brauch war. Die Schwalbe trug die Blumen weg und brachte

sie dem traurigen Asparuch. Bald darauf erreichte die Schwalbe den
Khan, aber sie war verwundet – der lange Weg hatte sie erschöpft. Und einige Tropfen Blut hatten die weiße Wolle gefärbt. Dem Khan
machte das aber nichts aus und er steckte sich die Blumen seiner Schwester mit der weißen und roten Wolle an. Seitdem musste jeder
Bulgare weiße und rote Quasten tragen, als Symbol der Gesundheit und des Glücks. Das hatte sich, so erzählt die Legende, am ersten
Tag des Monats März zugetragen, und so gilt es bis heute noch, dass sich alle Bulgaren am
ersten März die Glückbringer Martenitzi (abgeleitet vom bulgarischen Wort für März – Mart – Bem. d. Übersetzers) anstecken.
Am 1. März machte man noch vor Sonnenaufgang Feuer im Garten, das von allen Familienmitglieder gleich drei Mal übersprungen werden musste. Dabei sollte man mit dem Gesicht zur aufgehenden Sonne schauen. So glaubte man, dass man die bösen Kräfte und die Krankheiten besiegt. Die Hausfrau brachte am 1. März alle roten Kleider und Decken in die Sonne. Erst danach steckte sie die Kinder mit den zuvor
selbstgebastelten Martenitzi an. Den christlichen Überlieferungen nach
trugen die Menschen weiße Kleider, wenn sie froh und glücklich sind. So stand die Heilige Mutter Gottes eines frühen Morgens in weißen Kleidern vor dem Feuer. Es war der 1. März des Jahres, als Jesus geboren werden sollte. Maria schnitt ein Stück ihres Kleides ab und bemalte es mit Blut. Dann nahm sie ein anderes weißes Stück ihres Kleides und band es mit dem roten Stück zusammen. Mit dem rotweißen Bändchen in der Hand ging sie hinaus und begrüßte die Sonne, dass sie guter
Hoffnung ist. Seitdem nennt sich das Bändchen Martenitza und am 1. März tragen sie alle schwangere Frauen und alle Kinder im Glauben, dass sie gesund bleiben und ihrer
Familie Freude bereiten. Zu den traditionellen bulgarischen Martenitzi gehören oft auch Silbermünzen, Knoblauchzehen, blaue Steine, Ringe, Pferdehaare u.a. Das verwandelt die Martenitzi zu richtigen Glücksbringern. Die Kinder hatten die Martenitzi an der
rechten hand zu tragen. Die jungen Mädchen und die frisch verheirateten Frauen trugen die Martenitzi am Hals, so dass sie mit den Haaren gebunden sind. Die Männer banden sich die Martenitzi am linken Ellenbogen oder am linken Fuß um. In manchen Regionen mussten sie sie unter der linken Ferse tragen. Die Tradition besagt, dass die Martenitzi so lange getragen werden müssen, bis man den ersten Storch sieht. Dann sollte man sie abnehmen und an einen Obstbaum anbinden. Dabei wünschte man sich etwas.
Am 1. März feiern alle, die Marta oder Martin heißen, ihren Namenstag.


6. März – Namenstag von Krassimir und Krassimira.

Krassimir ist männlicher Vorname und bedeutet so viel, wie die Welt verschönern. Krassimira ist der davon abgeleitete
Frauenvorname. Einer bulgarischen Legende aus dem Dorf
Selenowka, in der heutigen Ukraine, zufolge schickt Gott an diesem Tag 40 glühende Spieße auf die Erde. So erwärmte sich der Boden und die Sonne begann ihren Sommerzyklus.
Nach diesem Tag war es erlaubt, den Boden zu bearbeiten.
Am Tag der Hl. 40 Märtyrer mussten die Hausfrauen kleine Brötchen backen, die mit Honig bestrichen werden und für die Nachbarskinder bestimmt waren. So glaubte man,
die Kinder vor den Masern zu schützten. Außerdem bereiteten die Frauen 40 rote Paprikaschoten zu, die mit Reis und Gemüse
gefüllt werden. Es galt, an diesem Tag mindestens
40 verschiedene Speisen zu kosten, damit das Jahr ertragreich sein wird. Die Kinder mussten auf ein Hügel steigen und
von dort aus kleine Steine ins Tal rollen. Dabei riefen sie: „Rolle der Winter nach Hause, rolle der Sommer zu uns!“
Man glaubte, dass an diesem Tag die Schlangen und die Eidechsen ihre Verstecke verlassen. Deshalb machte man auch am Tag der Hl. 40 Märtyrer ein großes Feuer, sprang über und glaubte, dadurch das ganze Jahr über gesund zu bleiben. Wenn an diesem Tag
jemand es schaffte, eine Schlange zu köpfen, in den Schlangenkopf Basilikumsamen zu stecken und den Kopf mit den Basilikumsamen einzupflanzen, so glaubte man, dass der Basilikumkraut magische Kräfte besitzt. Alle Mädchen und Burschen, die sich solche magische Basilikumstängel anstecken, bleiben gesund
und verehrt, hieß es im Volksmund. Die Volksfeste der Bulgaren mit Legenden und Überlieferungen

9. März – Mladenzi (Hl. 40 Märtyrer)

Das christliche Fest heißt Hl. 40 Märtyrer, im Volksmund nennt man diesen Tag auch noch Aller Heiligen.

10. März – Namenstag von Galja und Galjo.

Der weibliche Vorname Galja und der männliche Vorname Galjo bedeuten schwarz, dunkel.

23. März – Namenstag von Lidia. Im Volksglauben bedeutete Lida ein verwöhntes Mädchen.

24. März – Namenstag von Sachari und Sacharina.

Beide Vornamen – Sachari ist männlicher Vorname und Sacharina ist der weibliche Vorname – sind vom Hebräisch abgeleitet und bedeuten Gott erinnert sich.

25. März – Verkündung Mariä

Blagowetz Mann sein wird!“
Dann legten sie das zusammengebundene Handtuch über die Feuerstelle. Nach drei Tagen und drei Nächten nahmen sie das
Handtuch und deuteten: gab es Schlamm im Handtuch, so sollte der Mann ein Baumeister sein. Gab es Papierstückchen, so sollte er
Lehrer sein. Am Tag der Verkündung Mariä sah man
zu, dass man rechtzeitig frühstückt, Münzen in die Taschen steckt und gute Laune hat, denn sobald der Kuckuck rief, verkündete er, wie
das Jahr für die Menschen wird. Hatte man schon gegessen, so sollte man nie hungern. Hatte man Münzen in der Tasche, so sollte man
nie arm sein. Hatte man gute Laune, so sollte man das ganze Jahr über fröhlich sein.
Das Fest Blagowetz wurde auch von den Schatzgräbern geehrt. Sie glaubten, dass in
der Nacht auf Blagowetz das vergrabene Schatz blau leuchtet. Deshalb machten sie
sich auf den Weg, versteckte Schätze zu suchen. An diesem Tag haben alle, die Blagoj oder
Blagowesta heißen, Namenstag. Der männliche Vorname Blagoj ist vom bulgarischen Wort für gutmütig abgeleitet. Der weibliche Vorname Blagowesta bedeutet so viel, wie gute Nachricht erkünden.
Am Tag vor Blagowetz, wie Mariä Verkündung im Volksmund genannt wurde, mussten die Hausfrauen das Haus und den
Hof sauber machen, um den Sommer zu begrüßen. Den Müll musste man anzünden, um die Krankheiten zu verbrennen. An den Tagen um Verkündung Mariä pflanzten die Frauen Kürbisse an, um weiß
und süß zu sein, wie die Kürbisse. An diesem Tag ließ man die Honigbienen den ersten Honig für das Jahr bereiten. Am Blagowetz glaubte man, die ersten Störche zu sehen. Es war ein Fest auch für die Kinder, die den Zugvögeln zuriefen: „Lieber Storch, bringe mir Gesundheit!“ Die Mädchen, die bald unter die Haube kommen sollen, freuten sich sehr, wenn sie eine Schwalbe sehen. Dann banden sie
schnell ein Handtuch zusammen und riefen der Schwalbe zu:
„Liebe Schwester, zeige mir, wer mein
Die Volksfeste der Bulgaren mit Legenden und Überlieferungen

28.–31. März – Omastage

Vor vielen Jahren, als der dritte Monat im Jahr nur 28 Tage hatte, lebte in einem kleinen Dorf im Gebirge eine zickige Oma mit ihren zwei Geißlein. Am letzten Tag des Monats
schien die Sonne und die Oma ging mit ihren zwei Geißlein auf die Gebirgswiesen. Da sie aber sehr zickig war, ließ sie es sich nicht entgehen, Oma Marta (so nennt man im
Volksmund den Monat März – Bem. d. Übersetzers)
zu hänseln und rief ihr zu: „Ha, ha, ha, Oma Marta geht und kommt nie wieder!“ Daraufhin erzürnte Oma Marta, aber sie hatte keine Zeit mehr. Deshalb ging sie zu ihrem
Bruder Februar und bat ihn, ihr drei Tage auszuleihen. Februar half seiner älteren Schwester gern und Oma Marta schickte kalte Winde und Schneestürme auf die Erde. Die
zickige Oma wurde vom Wetterumschlag überrascht und erstarrte mit ihren Geißlein auf
der Wiese. Seitdem hat der März drei Tage mehr, als der Februar. Die alten Bauern lernten,
Oma Marta zu schätzen und ließen an den letzten drei Tagen des Monats die Feldarbeit
stehen. Am Wetter an den letzten drei Märztagen deutete man außerdem die Ernte.
Sollte es sonnig und warm sein, so wusste man, dass es viele süße Früchte geben wird.
War es aber regnerisch und kalt, so galt das als ein schlechtes Zeichen.

 

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