Februar

„Der kleine Kältemacher – so ist der zweite Monat im Jahr im
Volksmund bekannt. Das ist der Monat der Reue. Der Name ist
vom Lateinischen abgeleitet und bedeutet „Reinigungsmonat“.
Der Februar, vom Lateinischen „Februarius“, ist der Monat des
Phaebrus (Gott des Todes). Phaebrua nannte man im Alten Rom
die letzten Reinigungsfeste im Jahr, wenn Opfertiere geschlachtet
wurden. Im bulgarischen Volkskalender nennt man die ersten drei
Tage des Monats Trifunzi (zu Deutsch: Tage des Trifon, der
Dreifaltigkeit – Bem. d. Übersetzers). Die Verbindung zwischen
den drei Tagen und der Mythologie symbolisiert die Erwachung
der Natur zu neuem Leben.

1. Februar – Trifon Saresan

Das Fest Trifon Saresan
(zu Deutsch: Trifon, der die Weinreben schneidet – Bem. d.
Übersetzers) ist im traditionellen bulgarischen Volkskalender das erste Fest des
Frühlings. Das ist das Fest der Weinbauer, der
Gärtner und der Wirte. Trifon Saresan gilt als
Famulus des griechischen Gottes des Weins,
des Rausches und der Fruchtbarkeit Dionysos.
Manchen Erforschern der thrakischen
Kultur zufolge gilt Dionysos als Schöpfer der
Welt, der die Geburten leitet. Deshalb sei sein
Symbol, der Wein, ebenfalls feucht und
warm. In manchen Gegenden Bulgariens nannte
man das Fest auch noch besnossija (zu
Deutsch – nasenlos – Bem. d. Übersetzers). In
einem Volkslied heißt es, die Hl. Mutter
Gottes habe Trifon verhöhnt, sich die Nase abzuschneiden, weil er sich über sie lächerlich
gemacht habe. Die Nase galt von je her als Symbol der Männlichkeit.
Am Tag des Hl. Trifon Saresan standen die Hausfrauen früh auf, um die Ritualbrote
Die Volksfeste der Bulgaren mit Legenden und Überlieferungen für den Heiligen zu backen. Sie schlachteten auch eine schwarz gefederte Henne, die noch vor Sonnenaufgang gekocht werden musste.
Nach Sonnenaufgang begann das freudige Fest und alle machten sich auf den Weg zum
Weinberg. Dort musste man die Erde am kräftigsten Weinstock umgraben, drei Mal
mit Rotwein übergießen und auf allen vier Seiten Stückchen vom Ritualbrot legen, denn
die Himmelsrichtungen sind auch vier. Dann schnitt der Weinbauer an drei Stellen der
Rebe. Von den abgeschnittenen Sträuchern band er einen Kranz und setzte ihn auf seinen
Hut. Die Weinbauer segneten anschließend den Weinberg ab: „Es möge das Jahr ertragreich
sein! Von jeder Rebe ein Fass voller Trauben, von den Trauben – volle Fässer
Wein!“ Anschließend richtete man am Weinberg eine Festtafel ein und alle feierten zusammen.
Der Weinbauer, der im vergangenen Jahr den besten Wein gekeltert hat, wurde zum Weinkönig
bestimmt und von seinem Vorgänger abgesegnet. Unter den Klängen der Volksmusik
trug man den Weinkönig auf Hände in sein Haus, denn er durfte, wie die Götter,
nicht auf der Erde schreiten. Im Haus versammelten sich wieder alle und das Fest dauerte
bis in die frühen Morgenstunden. An diesem Tag feiern auch alle, die auf den Hl.
Trifon Saresan getauft sind.

2. Februar – Tag der Hähne Der zweite Tag der Trifunzi ist im alten
bulgarischen Volkskalender als Tag der Hähne bekannt. Dieser Tag galt als linker und rechter Männertag. Die alten Menschen
erzählten früher eine Legende, wie eine Mutter ihren Sohn gerettet hat, als Herodes den Kindermord begangen hat. Sie hinterließ an allen Gartentoren in der Nachbarschaft Blutspuren von einem bgeschnittenen
Hahnkopf. Der Hahn gilt, den alten heidnischen und christlichen Überlieferungen nach, als der Verkünder des Sonnenaufgangs. Mit seiner Gestalt verband man auch die Wiederauferstehung der Toten und somit war der Hahn ein Symbol des ewigen Lebens. Die Bulgaren nannten diesen Tag auch noch Tag der Heiligen Mutter Gottes. Sie
glaubten, wenn eine Frau ein Kind haben will, so müsse sie ein Maisbrot backen und verteilen. Besonders wichtig war, dass sie den Teig lange mit den Fingern knetet. Bevor das Brot gebacken wird, musste die Frau ein Kreuz in die Mitte des Brotes mit dem Zeigefinger und dem Daumen kneten. In die vier Ecken des Kreuzes musste die Frau je ein Bällchen Teig setzen. Das Brot wurde gebacken und anschließend an
einem Kreuzweg gebrochen und verteilt werden. Die Menschen, die vom Brot nehmen, sprachen den Segenswunsch: „In diesem Jahr hältst Du Brot in der Hand, im nächsten Jahr sollst Du ein Kind auf dem Arm tragen!“

3. Februar – Semenden

(zu Deutsch: Samentag – Bem. d. Übersetzers)
4. Februar – Namenstag von Scheljazko

Der männliche Vorname Scheljazko wird vom bulgarischen Wort für Eisen – scheljazo
abgeleitet. Das Eisen ist ein Symbol für Stärke und Härte.
Die Volksfeste der Bulgaren mit Legenden und Überlieferungen

 

10. Februar – Pesttag,

Hl. Haralampi. An diesem Tag mussten die Hausfrauen früher ein großes Ritualbrot in der Form eines
Kranzes backen. In allen vier Himmelsrichtungen setzten sie Körner ein. Während das Brot gebacken wurde, ließ sie eine kleine Schüssel Honig vom Dorfpriester weihen. Mit dem Honig wurde anschließend das Brot bestrichen. Das Brot wurde in vier Stücke gebrochen: ein Stück blieb im Haus, die übrigen drei schenkte sie drei Familien. So glaubte man, dass sie die Kinder vor der Pest schützt und alle Familienmitglieder im neuen Jahr gesund und froh sein werden. Das ist auch noch der Tag des Haralampi, der vom griechischen Namen Haralmpios abgeleitet ist. Der griechische Name bedeutet so viel, wie leuchtend, froh.

10. Februar – Namenstag von Valentin und Valentina. Beide Vornamen werden vom Lateinischen Valentinus abgeleitet, das
gesund, stark bedeutet.

11. Februar – Tag des Hl.

Wlass Am Tag des Hl. Wlass ehrte man früher das Zugvieh. Noch
vor Sonnenaufgang bereiteten die Hausfrauen die Ritualbrote vor.
Als sie gebacken waren, führte der Familienvater die Rinder und die Hausfrau – die Kühe aus dem Stall. Jeder Stier bekam ein Stück vom Ritualbrot auf die Hörner und der Hirte führte sie zum Fluss. Dort nahm er das Brot, tünchte es im Wasser und gab es erst dann den
Rindern, damit sie im neuen Jahr gesund bleiben. Als der
Familienvater zurück nach Hause kam, erwarteten ihn die Kinder.
Sie aßen heimlich von der Hausherrin von den zubereiteten Speisen. Die Kinder mussten stehen und die Geräusche der Rinder nachahmen.
Der Vater segnete sie ab: „Der Hl. Wlass soll durch die Häuser
| ziehen, aber von unserem Haus nichts mitnehmen!“ Die anderen
antworteten darauf: „Amen!“ Man glaubte, nach diesem
Segensspruch, im neuen Jahr gesund zu bleiben.

14. Februar – Totengedenktag

Das ist der erste Totengedenktag (etwa mit Allerseelen zu vergleichen – Bem. d. Übersetzers) im Jahr. Es ist Brauch, an diesem Tag in die Kirche zu gehen, den Verstorbenen zu gedenken und für sie eine
Kerze anzuzünden. Anschließend verteilte man in der Kirche Gerichte, die die verstorbenen
Verwandten gemocht haben. Früher war es üblich, dass mit dem Herannahen des Totengedenktages immer öfter über die verstorbenen Verwandten erzählte. So verwandelte sich der Totengedenktag in einen
Tag, an dem man Bilanz zog. Es war nicht angebracht, dass man am Totengedenktag laut feierte.
Am Vorabend des Totengedenktages kochten die Hausfrauen Weizenkörner, die mit Zucker abgeschmeckt wurden. Am Totengedenktag brachten sie die gekochten Weizenkörner ans Grab der Verstorbenen. Am Grab der verstorbenen Verwandten versammelten sich die nächsten Familienmitglieder,
die älteste Frau der Familie musste das Grab mit Rotwein in der Form eines Kreuzes übergießen und von den mitgebrachten Speisen unter alle verteilen. Dann saß die Familie eine Weile am Grab in Stille. Die
Bulgaren nahmen an, dass der Tod nicht ewig ist, wie das Leben auch nicht ewig sein kann. So deuteten sie auch die vier Jahreszeiten. Im Frühling erwachte die Natur, um im Sommer in voller Pracht aufzublühen, im Herbst Früchte zu tragen und im Winter wieder einzuschlafen.

15. Februar – Fleischfastensonntag (Sexagesima)

An diesem Tag war es üblich, dass die Festtafel nur mit Fleischgerichten gedeckt wird. Das ist nämlich der letzte Tag, an dem man Fleisch essen durfte, bevor die große Fastenzeit vor Ostern beginnt. In der Woche
nach Fleischfastensonntag durfte man ausschließlich Käse, Milch, Eier und Butter essen, denn ab nächsten Sonntag begann die Fastenzeit. Das war auch die letzte Woche, als erlaubt war, dass die jungen Menschen große Feste feiern. So sollte es bis Ostern sein. In all den Jahrhunderten der christlichen Tradition in Bulgarien setzte sich der Glaube durch, dass man das Jahr über bestimmte Fastenzeiten einlegen musste, um gesund zu bleiben. Die Fastenzeit hat aber einen tieferen Ursprung. In der Volksmythologie verstand
man die Fastenzeit als die rhythmische Abwechselung von Chaos und Ordnung. Andererseits galt die Fastenzeit als eine Trennlinie zwischen den einzelnen Jahreszeiten, wenn man sich auf die neuen Früchte
der Erde umstellen musste. Die alten Bulgaren glaubten, dass sich die Fastenzeit zwischen dem Dies- und dem Jenseits befindet. In den meisten Kulturen der Antike verstand man die Fastenzeit als die Zeit der freiwilligen Einschränkung, der Einkehr und der Vorbereitung auf die neuen Herausforderungen des Lebens. Der freiwillige Verzicht auf gewisse Nährstoffe in bestimmten Zeitabständen war

14. Februar – Valentinstag

Das Fest Valentinstag, wenn man den katholischen Hl. Valentin ehrt, wurde erst in den letzten Jahren in Bulgarien populär. Die Volksfeste der Bulgaren mit Legenden und Überlieferungen früher eine Möglichkeit, sich seelisch und körperlich zu stärken. Früher pflegte man zu sagen, das Fasten sei die Mutter der
Gesundheit, die Übersättigung – der Beginn aller Schwierigkeiten. Heute ist man überzeugt, dass die
Fastenzeit eine sehr vernünftige Bedeutung hat – so entlastet man den Körper.

22. Februar

Käsefastensonntag (Quinquagesima)
Die längste Fastenzeit – sieben Wochen – ist vor Ostern. Man nennt sie auch noch Osternfastenzeit. Die Fastenzeit vor Weihnachten dauert 40 Tage. Je zwei Wochen lang
fastet man vor dem Mariä-Himmelfahrt-Fest am
15. August und dem Tag des Hl. Petrus am 29. Juni.
Der Käsefastensonntag war und ist einer der beliebtesten Feste der Bulgaren im Frühjahr. Dieses Fest nennt man auch noch Sirnitza (zu Deutsch: Käsetag – Bem. d. Übersetzers) oder Proschka (zu Deutsch: Tag der Vergebung – Bem. d. Übersetzers).
Am Käsefastensonntag vollführte man einst viele Rituale für eine reiche Ernte, Fruchtbarkeit und Gesundheit. Am Dienstag, Donnerstag und Sonntag der Woche zwischen
Fleischfastensonntag und Käsefastensonntag versammelten sich die jungen Burschen und Mädchen vor onnenuntergang am Dorfplatz, um besonders schwungvolle und feurige
Reigentänze zu tanzen. Die sprunghaften Tanzschritte bedeuteten, dass die Ähren auf dem Feld hoch wachsen werden. Am Abend machte man auf dem Dorfplatz
ein großes Feuer, die jungen Mädchen und die
Junggesellen mussten das Feuer überspringen.
Sie spielten mit Feuerpfeilen und Feuerringen und sangen Volkslieder auf die Gesundheit der Familie. Die Junggesellen sangen auch vieldeutige Volkslieder, um den
unverheirateten Mädchen zu gefallen, wie etwa:
„Dem Priester schenke ich die Feuerpfeile,
er soll mir das Mädchen schenken. Der Braut
schenke ich weißes Leinenhemd, sie schenkt mir
einen Sohn.“
In einem anderen Volkslied heißt es: „So hoch, wie die Feuerpfeile fliegen, so viele Jahre soll mein Vater gesund bleiben!“
Bevor die Mädchen und die Junggesellen nach Hause gingen, baten sie ihre Eltern um Vergebung. Anschließend versammelte sich
die Familie an der Festtafel. Die älteste Frau in der Familie musste die Speisen weihräuchern. Dann sprach man den Vergebungsspruch.
Es folgte dann ein eigenartiges Ritual. Der Familienvater band am Dachbalken einen langen roten Faden an, seine Frau band daran ein
kleines Stück Kohle aus dem Ofen, ein gekochtes Ei und ein Stück Schafskäse. Dann drehte sie den roten Faden von links nach
rechts und alle mussten versuchen, die Kohle, das Ei oder den Käse mit Lippen zu berühren. Berührte man die Kohle, so glaubte man, dass
derjenige weit weg von Zuhause ziehen wird. Berührte man das Ei, so galt das als ein Glückszeichen. Der Schafskäse stand für Langlebigkeit. Anschließend zündete man den roten Faden an und deutete an der Flamme, ob die Ernte gut sein wird.
Die Volksfeste der Bulgaren mit Legenden und Überlieferungen

 

 

 

 

 

23. Februar – Tag der Kukeri (zu Deutsch: Schämbartläufer – Bem. d. Übersetzers)

Der Tag der Kukeri (etwa mit Rosenmontag zu vergleichen – Bem. d. Übersetzers)
ist der erste Tag in der Woche des Todorstags. In dieser Woche wurden die Hunde symbolisch gehängt. Die alten Bulgaren glaubten,
dass sie sich durch dieses Ritual vor der Tollwut schützen. Ab dem Tag der Kukeri, der Schämbartläufer, war es in Süd- und
Ostbulgarien erlaubt, Kukeri-Spiele auszutragen. Die verkleideten Männer, die Kukeri, gingen in alle Häuser ein und brachten somit
Gesundheit und Wohlergehen der Familie. Die Gastgeber beschenkten die Schämbartläufer, bevor alle zum Dorfplatz aufbrachen.
Dort begannen die Kukeri, symbolisch das Feld zu umgraben und zu säen. Die Kukeri hatten auch eine Braut – so nannte man den Anführer der Männergruppe. Er hatte zum Schluss des Dorffestes zu sagen:
„Hört alle her! Dort, wo die Kukeri spielen, sollen alle gesund blieben und viel ernten. Je mehr Schmuck ich am Kostüm trage, um so
mehr Geld sollt ihr haben. Je mehr Bienen es gibt, um so mehr Kinder sollen auf die Welt kommen. Je mehr Sand am Meer, um so mehr
Leben soll’s im Haus geben. Das Böse soll auf immer und ewig verschwinden! Das Gute soll die Welt regieren!“
Das Fest endete dann mit einem feurigen Reigentanz aller Dorfbewohner. Aus jenen Zeiten ist eine alte Legende überliefert worden: „Eines Tages bereitete der Vater das Kukeri-Kostüm seines Sohnes vor und beobachtete die älteren Kukeri beim
Spiel. Da sagte er seinem Sohn: „Spring, mein Sohn! Wo die Erde gepflügt wurde, soll
die Ernte gut sein. Mein Großvater erzählte mir, dass die Heimat der Bulgaren früher ein
Paradies auf Erden war. Die Erde war reich an allerlei Früchte und alle lebten glücklich
miteinander. Die Bulgaren hatten einen weisen und guten Herrscher, dessen Name
Güte bedeutete – Dobrodor. (abgeleitet vom bulgarischen Wort für gut – dobar – Bem. d.
Übersetzers). Dobrodor achtete die Nachbarsherrscher und er genoss große Ehre.
Deshalb lebten alle glücklich miteinander. Die Tochter des nördlichen Herrschers Slijana
(abgeleitet vom bulgarischen Wort für böse – sal – Bem. d. Übersetzers) wurde aber böse
auf ihn, weil er ihr nicht den Hof gemacht hat und eine andere liebt. Slijana verzauberte alle
Männer im Dobrodors Königreich, sobald sie säen gehen, sollen sie den Kopf verlieren. Auf
einmal starben viele Männer in Dobrodors Königreich und niemand wusste, was er tun
soll. Selbst der Herrscher war ahnungslos und wurde krank vor Trauer. Sein alter Vater überlegte
lange, wie er seinem Sohn helfen könnte. Er versammelte alle Männer zusammen
und befahl ihnen, das Fell aller gestorbener Tiere abzuziehen, daraus Masken zu basteln, sich in Frauenkleider zu kleiden, sich Kuhglocken anzubinden und so verkleidet aufs Feld zu gehen und zu säen. Gesagt – getan. Alle Männer zogen das Fell der gestorbenen Tiere ab, bastelten daraus Gesichtsmasken
und gingen aufs Feld zu säen. So konnte sie die schwarze Magie der Slijana nicht umbringen. Von da an feierte man diesen Tag als großes Fest in Dobrodors Königreich. Sobald es im Frühling wärmer
wurde, zogen sich die Männer als Frauen um, nahmen Gesichtsmasken aus Tierfell und gingen aufs Feld, um zu feiern. Sie tanzten und sprangen und deshalb musst du auch springen, mein Sohn. Wo die Erde gepflügt wurde, soll die Ernte gut sein!“ Die nächsten Tagen der Woche vor Todorstag nannten die Bulgaren „schwarze Tage“. So hieß der Dienstag „trockener Dienstag“ und galt als der schlechteste
Dienstag des Jahres. Der Mittwoch wurde „verrückter Mittwoch“ (etwa mit Ascher- Die Volksfeste der Bulgaren mit Legenden und Überlieferungen mittwoch zu vergleichen – Bem. d. Übersetzers) genannt. An diesem Mittwoch schütze man sich mit Liedern und Tänzen vor Geisteskrankheiten. Am „störrischen Donnerstag“ durften die Frauen keine Wolle weben, um die Haustiere vor Krankheiten zu schützen. Der „schwarze Freitag“ galt als der schlechteste Freitag des Jahres. An diesem Tag durften sich die Frauen nicht waschen, nicht kämen und nicht arbeiten. Erst der Samstag war ein Festtag.

23.–25. Februar – Trimiro (Fastnacht)

Die Besonderheit an der Woche vor Todorstag ist das Fest Trimiro. An den drei Tagen nach Käsefastensonntag (von Rosenmontag
bis Aschermittwoch – Bem. d. Übersetzers) war strenges Fasten angesagt. Man durfte nichts essen und es war nicht einmal
erlaubt, Wasser zu trinken. Am Mittwoch nach Käsefastensonntag, d.h. am letzten Tag des Fastnacht-Festes, ging man zur Kirche
und anschließend lud man Nachbarn und Verwandte zu Hause ein.
Das Fest Trimiro hat mit dem Kult der Toten zu tun. Die Bulgaren glaubten, wenn sie fasten, dann retten sie ihre Seele und es wird ihnen jenseits gut gehen. Dem Volksglauben nach bekommt man jenseits Brot und Wasser. Wenn man aber nach dem Trimiro-Fest kein
Brot und Wasser den anderen reicht, dann wird man sie jenseits nicht bekommen. Deshalb gehörten auch andere Speisen zur Festtafel am Mittwoch – außer Wasser und Brot auch gekochte Weizenkörner,
Bohnensuppe und Kompott aus trockenen Früchten. Die Gäste brachten Geschenke mit
und wünschten dem Gastgeber: „Auf viele Jahre Gesundheit, dass du auch nächstes Jahr Trimiro feierst“
In manchen Regionen Bulgariens war es üblich, dass man dem Gastgeber Geld gibt, damit er einen roten Wasserkrug oder ein rotes Tuch kauft. Diese sollte er jemanden schenken, um sie jenseits geschenkt zu
bekommen. Deshalb nannte man dort das Trimiro-Fest auch noch Gedenkfest an die Lebendigen.
Die alten Bulgaren glaubten, dass die Sünden der Menschen während des dreitägigen Trimiro-Festes vergeben werden. Außerdem hieß es, man würde mit der vollen Enthaltsamkeit und dem Fasten für die
Muttermilch und die Geburtsschmerzen zahlen. Das Trimiro-Fest wurde von allen Menschen
geehrt – von kleinen Kindern und alten Greisen. Gefastet wurde jedoch heimlich. Außerdem galt, dass man das Trimiro-Fest drei, fünf, sieben oder neun Jahre lang oder An diesem Tag mussten die Hausfrauen
Ritualbrote backen, und zwar in der Form von kleinen Fohlen oder Hufeisen. Davon gab
man den Pferden und den jungen Bräuten, damit sie gesund bleiben und viele Kinder
haben. In manchen Regionen Bulgariens war es üblich, dass die junge Braut die Bewegungen eines Pferdes nachahmt, wenn sie von ihrer Schwiegermutter das Stück Brot in den Mund bekommt. Der Höhepunkt des Festes am Todorstag war das Pferderennen am Dorfrand. Der Reiter, der am schnellsten war, führte den Reigentanz auf dem Dorfplatz an. Am Abend versammelten sich alle im Haus des Siegers,
um bis in die frühen Morgenstunden zu feiern. Am Todorstag feiern alle Namenstag, die Theodor, Todor, Todorka, Boschidar oder Boschidara heißen. Der weibliche Vorname Boschidara und der männliche Vorname Boschidar bedeuten auf Bulgarisch Geschenk Gottes. drei Mal im Leben begangen haben muss, um das Ritual als abgeschlossen zu gelten zu lassen. Sollte einem beim Fasten schlecht werden, durfte er nur das Wasser von abgekochten Weizenkörnern trinken. Dem Volksglauben nach stellte das Fasten am
Trimiro-Fest das Sterben und die anschließende Wiedergeburt dar. Derjenige, der es nicht aushält, drei Tage lang nicht zu essen und kein Wasser zu trinken, galt als nicht geläutert, musste jedoch am Mittwoch,
dem letzten Tag des Trimiro-Festes, Nachbarn und Verwandte einladen und bewirten. Die während der drei Trimiro-Tage Verstorbenen galten als größte Sündiger. Im Strandschagebirge, im äußersten Südosten
Bulgariens, ging man sogar soweit, dass die Toten nicht auf dem Friedhof begraben wurden, sondern auf der Müllhalde. Sie galten als Vampire. Schuld daran sei „der trockene Todorsjunge“, der den Heiligen Todor als Vermittler zwischen Gott und dem Totenreich vorstellt.

28. Februar – Todorstag
(Pferdeostern)

Der Todorstag, oder im Volksmund auch
noch Pferdeostern genannt, war ein Fest auf die Gesundheit der Pferde und der jungen Bräute, die im Winter unter die Haube gekommen sind. Theodoros kommt aus dem
Altgriechischen und bedeutet „Gottes
Geschenk“.

 

 

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