Juli
Der
siebte Monat des Jahres wurde nach Julius Cäsar benannt.
Der siebte und der achte Monat im Jahr sind historischen
Persönlichkeiten gewidmet. Nur wenige Herrscher kamen in diese
Gunst, nicht einmal Nero hat es geschafft. Die alten Bulgaren
nannten den siebten Monat im Jahr auch noch gorestnik
(abgeleitet vom bulgarischen Wort gorest – heiß – Bem.
d. Übersetzers)
1. Juli – Hl. Wratsch Das alte slawische Wort
Wratsch bedeutet
Heiler, Arzt.
Der Tag der Hl. Märtyrer Kosmas und Damian
galt als schwerer Tag, wenn man nicht arbeiten
durfte, damit man nicht krank wurde.
An diesem Tag ehrte man alle Naturheiler und
Kräuterfrauen. Die Kranken gingen zu Heilquellen
und hofften, dass die magischen Kräfte des Wassers ihnen
Heilung bringen werden. Sie hinterließen
auch Teile ihrer Kleider an der Heilquelle in
der Hoffnung, dass die Krankheit für
immer
dort bleiben wird. Einer alten
Überlieferung zufolge floss vor vielen
Jahren, als die Götter unter den Menschen
lebten, ein riesiger Fluss durch das heutige
Bulgarien. Der Fluss trennte die Menschen,
die im Tal lebten, vom Balkangebirge und
schützte sie vor Krankheiten. Am Fluss,
in einem kleinen Häuschen, weit weg von
allen Dörfern, wohnten ein grauhaariger
alter Mann und seine Tochter. Er besaß
die Naturgabe, mit den Vögeln und sonstigen
Tieren sprechen zu können. Er kannte alle
Heilkräuter auf der Erde und konnte Menschen
heilen. Deshalbehrten ihn die Menschen
wie ein Gott. Jeden Tag kamen
Menschen zu ihm und brachten ihm
verschiedene Geschenke mit –
Früchte, Leckereien, Kleider usw. Alle
Menschen, die in der Nähe des Heilers
lebten, waren stets gesund, fröhlich und
glücklich.
Der Herrscher des unterirdischen Reichs,
der die Seelen der Verstorbenen aufbewahrte,
ärgerte sich jedoch, dass der von ihm auf die
Erde heraufgeschickte Tod oft mit leeren
Händen zurückkam. Der grauhaarige Mann
und seine Tochter heilten die Kranken und sie
starben nicht mehr so oft, wie früher. Der böse
Herrscher ließ dem alten Mann viele
wertvolle Geschenke bringen und ihm ausrichten,
dass er die Menschen nicht mehr
heilen darf, sonst werde er selbst das irdische
Leben verlassen müssen. Der alte Heiler ließ
sich nicht beängstigen, nahm die Geschenke
nicht entgegen und antwortete, er sei dazu
berufen, die Menschen zu heilen. Der Herrscher des unterirdischen Reichs
erzürnte und schickte eine Hexe zum grauhaarigen Heiler, ihn zu bestrafen.
Es
kamen stürmische Winde auf und auf dem Feld brachte riesiges Feuer
aus, das bald das
Haus des Heilers erreichte und es in Asche verwandelte. Der alte Mann
hatte seine
Tochter umarmt, um sie vor den beißenden Flammen zu schützen,
die Hexe verwandelte
ihn aber in eine Schlange und das Mädchen – in eine Tasse.
So erstarrten beide für immer
und ewig. Von da an ist die Schlange ein Symbol der Kraft der Medizin.
7. Juli – Namenstag von Nedjalko, Nedjalka
Den Legenden zufolge steht der letzte Wochentag, der Sonntag, im Zeichen
der Sonne. Die
Sonne verstand man früher als das Auge Gottes. Beide Vornamen –
der weibliche Nedjalka und
der männliche Nedjalko – sind vom bulgarischen Wort nedelja
– Sonntag – abgeleitet.
8.
Juli – Prokopi Ptschelar (zu Deutsch: Prokopi, der Imker
– Bem. d. Übersetzers)
An diesem Tag musste jede Hausfrau ein Ritualbrot in der Form eines
Bienenstocks backen. Bekanntlich hatte jede Bienenfamilie
einen Bienenstock. Deshalb musste dieses Ritualbrot nur unter Familienmitglieder
verteilt werden. Eine Legende erzählt über eine Frau, die nach
der Feldarbeit nach Hause kam und das
Brot für den nächsten Tag zubereitete. Unterdessen kümmerte
sie sich auch um das Abendessen. Das schmutzige Wasser goss sie
nach Sonnenuntergang im Garten aus. Als sich alle schlafen legten, wurden
ihre Hände wund, sie schmerzten so sehr, dass sie zu
einem Heiler ging. Er sagte ihr, dass sie von
den
Nixen bestraft wird, weil sie schmutziges Wasser nach Sonnenuntergang
in den Garten ausgegossen hat. Von da an glaubte man, dass man bestraft
wird, wenn man schmutziges Wasser nach Sonnenuntergang ausgießt.
Man musste
stattdessen drei glühende Kohlen ins Wasser werfen und es bis zum
nächsten Morgen im Haus stehen lassen.
15.–17. Juli – Hundstage
15. Juli – Namenstag von Wladimir, Wladimira
Beide Vornamen – der weibliche Wladimira und der männliche
Wladimir – sind von der alten Bezeichnung für große Herrscher
abgeleitet.
16. Juli – Namenstag von Julian, Julia
An diesem Tag feiern alle, die den Namen des römischen Kaisers Julius
Cäsar tragen, ihren
Namenstag.
17.
Juli – Namenstag von Marin, Marina
Beide Vornamen – der weibliche Marina und der männliche Marin
– bedeuten hart, gradlinig. Radas Mutter sprach zu Rada:
liebe Rada, liebe Tochter, schwere Tage brachen an,
die heißen Hundstage…
Volkslied In der Woche nach dem Fest des sommerlichen
Hl. Atanas, des Feldarbeiters, kamen die drei schwarzen Tage, die im Volksmund
Hundstage genannt wurden.
Den ersten der Hundstage, den 15. Juli, nannte man Tschuruta, den zweiten,
am 16. Juli, nannte man Parliga und den dritten,
am 17. Juli – Marina, die Feurige. Die Menschen glaubten, halte
man sich an die Verbote an diesen drei Tagen nicht, wird das Himmelsfeuer
alles auf der Erde niederbrennen. Am gefährlichsten glaubte man Tschuruta
und Marina, die Feurige. Am ersten der Hundstage, Tschuruta, löschte
man früher das Feuer im Hauskamin. Erst am dritten der Hundstage,
Marina, die Feurige, machten Zwillinge auf dem Dorfplatz Feuer. Man nannte
es auch noch neues, frisches Feuer, von dem sich alle Hausherren mit nach
Hause nahmen. Das neue Feuer galt als wundersam und heilend. Die alten
Bulgaren glaubten, dass die Hl. Marina alle Lebewesen in der Hand hält.
Sie galt auch als Heilerin. Am Tag der Hl. Marina war es im Piringebirge,
im Südwesten Bulgariens, Brauch, dass die kranken Menschen in Thermalquellen
baden gehen. Sie hielten verschiedene Heilkräuter in der Hand. In
der Nähe der Thermalquelle hinterließen die Kranken Teile ihrer
Kleider, damit auch die Krankheit dort bleibt und sie nicht mehr heimsucht.
Am Tag der Hl. Marina feierten auch alle Handwerker, die mit Feuer umgehen,
und in erster Linie die Schmiede. Ihre Frauen bereiteten Ritualbrote zu,
schmierten sie mit Honig über und gaben sie an die Nachbarn, damit
die Arbeit der Schmiede wie geschmiedet läuft. Man wünschte
sich auch Glück.
An den Hundstagen ehrte man die Sonne und das Feuer, als irdisches Zeichen
der Sonne.
20.
Juli – Eliastag
Das Fest Eliastag steht im Zusammenhang mit dem slawischen Gott des Donners
und der Gewitter Perun.
Es war früher Brauch, am Eliastag den ältesten Hahn zu schlachten.
Dadurch wurden die Hühner im Stall jünger. Den Hahn verstand
man als Symbol der Manneskraft und deshalb galten die Bräuche am
Eliastag den Junggesellen. Auf dem Dorfplatz versammelten sich die Junggesellen.
Derjenige von ihnen, der glaubte, er sei reif genug, um eine Familie zu
gründen, bekam vom ältesten Junggesellen einen roten Gürtel
geschenkt. Der Gurt wurde von der Mutter oder der Schwester des Die Volksfeste
der Bulgaren mit Legenden und Überlieferungen
heiratswilligen Burschen gewebt. Während
der älteste Junggeselle den neuen Gürtel
schnallte, segnete er den Burschen mit den
Worten: „So, wie ich dir den Gürtel anbinde, so sollst du auch
eine Braut an dich binden!“
Dann tanzten die Junggesellen einen speziellen Reigentanz und der heiratsfähige
Bursche galt als reif genug, um eine eigene Familie zu gründen. Das
Fest ging an einer gemeinsamen Festtafel weiter. An diesem Tag feiern
alle, die den Namen des Hl. Elias tragen (auf Bulgarisch: Ilija –
Bem. d. Übersetzers) ihren
Namenstag: Ilija, Iliana, Ilian, Ilko, Ilka. Am Eliastag haben auch alle
Handwerker, die Leder verarbeiten, ihren Festtag.
27.
Juli – Pantaleonstag
Im Volksmund bezeichnete man den Hl. Pantaleon als Pantaleon, der Reisende.
Die Bezeichnung des Tages ist aus dem Altgriechischen
abgeleitet und bedeutet hilfsbereit. Am Tag des Hl. Pantaleon betete man,
dass es keine Überflutungen gibt. Am Tag des Hl. Pantaleon feierten
auch alle Heiler und Kräuterfrauen, weil der Heilige alle Krankheiten
kurieren konnte. Legenden der Bulgaren, die am
Asowschen Meer angesiedelt sind, erzählen über den alten Glauben,
dass sich die Störche am Tag des Hl. Pantaleon auf den Weg machten,
um den Schnee zu holen.
31. Juli – Mariä Fasttag
Am Mariä Fasttag mussten die Hausfrauen ein Ritualbrot backen, das
nicht mit dem Messer geschnitten, sondern gebrochen wurde. An diesem Tag
durfte man Fleisch und Milch essen, denn an den folgenden drei Tagen galt
strenge Fastenzeit, um sich körperlich und seelisch zu läutern.
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