August
Dem altrömischen Sonnenkalender nach war der letzte
Sommermonat der sechste im Jahr und man nannte ihn
sextilis. Im 1. Jh. v. Chr. wurde er achter Monat des Jahres
und man benannte ihn zu Ehren des römischen Kaisers
Oktavian (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) in Augustus (der
Erhabene). Diesen Namen behielt der achte Monat im Jahr
bis heute. Die alten Bulgaren nannten ihn auch noch zarew
messez (zu deutsch: Erntemonat – Bem. d. Übersetzers
BRADA (‘Bart’)
In der bulgarischen Mythologie gilt der
Bart als Symbol der reifen Weisheit. Die
Bedeutung des Wortes leitet man vom alten
bulgarischen Wort für Samen ab.
Am frühen Morgen des Tages ließen die
jungen Mädchen, die auf dem Feld arbeiteten,
etwa 20–30 Ähren stehen, aus denen sie später
den rituellen Bart bastelten. Am Abend versammelten
sich alle um die Ähren. Die Mädchen bastelten daraus den rituellen
Bart, banden ihn mit rotem Faden fest und schmückten ihn mit Knoblauchzehen
gegen böse Kräfte. Auf allen vier Seiten des Bartes
legte man Brotstücke. Dann sangen die
Mädchen und die Dorfbewohner hielten sich
an den Händen und tanzten im Kreis. Später
mussten die Mädchen ihre Hände rituell waschen und die schönste
unter ihnen hatte
das Privileg, den Bart mit einer einzigen Bewegung abzuschneiden. Danach
gingen
alle heim und sprachen: „Leb wohl, Bart, nächstes Jahr sollst
du größer sein!“
Der abgeschnittene Bart wurde auf dem Heimweg vom schönsten Mädchen
getragen.
Man glaubte, dass das Mädchen noch im Herbst unter die Haube kommen
wird.
1.–12.
August – Makawej-Tage
Die Festtage, genannt Makawej, dauerten an zwölf Tagen –
vom 1. August bis zum 12. August. Am ersten dieser Tage, genannt Egus,
feierten die Frauen. An diesem Tag versammelte der Schwiegervater seine
Schwiegersöhne, um gemeinsam zu feiern. Zum Abschluss der Feier gingen
die Schwiegersöhne durch das ganze Haus und durch den Garten, um
allen Ecken des Hauses
Fruchtbarkeit zu spenden. Man glaubte, dass jedem, der an diesem Tag arbeitet,
das Haus abbrennen wird.
Die 12 Makawej-Tage hatten mit der Wettervorhersage zu tun. Der erste
Tag stand für September, der zweite – für Oktober, der
dritte – für November usw. Wie das Wetter am jeweiligen Tag
war, so sollte es im entsprechenden Monat sein.
6.
August – Epiphanienfest
Dem Volksglauben nach öffnete sich der Himmel in der Nacht zum
Epiphanienfest und es erschien Gott. Derjenige, der ihn erblickte
und sich etwas dabei wünschte, dem wurde der Wunsch erfüllt.
Um Gott zu erblicken, musste man jedoch gebeugt gehen. Obwohl
das Epiphanienfest in die Fastenzeit vor Mariä Himmelfahrt fiel,
durfte man an diesem Tag Fisch essen. Am Fest der Erscheinung Christi
durfte man früher zum ersten Mal Weintrauben pflücken und essen.
Zuvor mussten die Trauben vom Priester geweiht werden, damit
es auch im nächsten Jahr Trauben gibt. Überlieferungen
nach schuf der Teufel die Brombeeren, als Gott die Trauben schuf. Der
Teufel stellte es sogar so an, dass die Brombeeren früher reif werden,
als die
Trauben. Deshalb werden sie im Volksmund auch noch falsche Trauben genannt.
Früher
durfte man vor dem Erscheinungsfest keine Brombeeren essen. Man sollte
zuerst von der
Gottesfrucht kosten.
15.
August – Mariä Himmelfahrt
Mariä Himmelfahrt ist einer der größten
Feste im bulgarischen Festkalender. An
diesem Tag durfte man früher keine Arbeit
verrichten. Die Kranken verbrachten die
Nacht auf Mariä Himmelfahrt unter freiem
Himmel, an heilenden Stätten. Am frühen
Morgen brachte man die ersten Früchte des
Jahres – Wassermelonen, Weintrauben und
Honig – in die Kirche, um geweiht zu werden.
„Vor Mariä Himmelfahrt wird der Stroh
zu Getreide, nach Mariä Himmelfahrt wird
das Getreide zu Stroh“, besagt ein altes bulgarisches Sprichwort.
Früher war das eine
feste Regel – bis Mariä Himmelfahrt musste der Drusch abgeschlossen
sein. Nach alter
Tradition brachte man das Getreide vor Mariä Himmelfahrt nach Hause,
wo die
Drescharbeit begann. Die Tochter in der Familie saß im Fuhrwagen
vom Feld bis ins
Dorf und die Hausherrin begrüßte die
Arbeiter mit frischem Wasser.
Am Mariä Himmelfahrt musste man die Ritualbrote vom Mehl der neuen
Ernte zubereiten. Man glaubte früher, wenn es am
Mariä Himmelfahrt regnet, dann wird die Ernte im nächsten Jahr
noch besser sein. Es musste auch ein Lamm geschlachtet werden, das zuvor
vom Priester geweiht wurde. Da am Mariä Himmelfahrt die zweiwöchige
Fastenzeit abgeschlossen worden ist, schenkte
man den Nachbarn Fleisch und Ritualbrote und sprach dabei: „Die
Heilige Mutter Gottes soll euch in Not helfen!“
In manchen Regionen Bulgariens ehrte man an diesem Tag auch die Stiere,
die mit grünen Pflanzen und Blumen geschmückt wurden. Es gab
auch ein alter Aberglaube, an Mariä Himmelfahrt keine roten Gegenstände
zu berühren. Sonst glaubte man, dass die Tiere im Stall Blut spucken
werden.
An Mariä Himmelfahrt feiern alle, die Maria heißen, ihren Namenstag.
26. August – Namenstag von Adrian, Adriana, Natalia
Beide Vornamen – der weibliche Adriana und der männliche
Adrian – sind vom Namen des
römischen Kaisers Hadrian abgeleitet. Natalia bedeutet so viel, wie
geboren.
27. August – Sommerfest
An diesem Tag war es in Thrakien
Brauch, dass eine riesige Puppe gebastelt
wird, die durch die Felder zieht und die Äcker
und die Landwirte absegnet. Bis zum
Sommerfest musste die Feldfrucht eingebracht
sein.
29. August – Äquinoktium (Schwarzer Hl. Iwan)
Früher
ehrte man diesen Tag, weil es die
Herbst-Tagundnachtgleiche war. Man glaubte,
dass ab dem Äquinoktium das Wasser kälter
wurde. Deshalb durfte man nicht mehr in
Flüsse, Seen und ins Meer baden gehen. Aus
der Umgebung von Warna, am Schwarzen
Meer, stammt eine Legende, dass am Tag der
Herbst-Tagundnachtgleiche alle Schlangen
und Eidechsen die Erdoberfläche verlassen
und in ihren Reich zurückgehen. An diesem
Tag durfte man keine neue Arbeit beginnen.
Die Frauen durften weder nähen, noch schneiden,
weil man glaubte, dass die Kleider, die an
diesem Tag genäht werden, schwarz werden
und nur Unglück bringen. Deshalb durfte man
sich an diesem Tag nicht in schwarz kleiden.
Man durfte auch keine schwarzen Weintrauben
essen und kein Rotwein trinken, sondern
nur gelbe Trauben und Weißwein.
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