Januar

Die Bezeichnung des ersten Monats im Jahr ist vom lateinischen Wort Januarius abgeleitet.
Das ist Janus Monat, der Monat des römischen Gottes der Tür. Alten Überlieferungen
zufolge empfing der mythische Gott und erster König Latiums, Janus, den vertriebenen
römischen Gott der Aussaat Saturnus. Saturnus bedankte sich und brachte daraufhin den
Einwohnern Latiums bei, wie sie den Boden bearbeiten. Janus schenkte er die Möglichkeit,
in die Vergangenheit und in die Zukunft zu schauen. Von dieser Legende ist auch der
Spruch „janusköpfig“ abgeleitet. Janus wird daher als zweigesichtiger Mann dargestellt.
Der Januskopf symbolisiert den Blick in das alte und in das neue Jahr.

1. Januar – Surwa (Wassiljowtag)

Die Bulgaren nennen den Neujahrstag auch noch Suroka, Wassilitza und Surosdru. Am Abend vor dem Neujahrstag versammelte sich die gesamte Familie an einer Festtafel, die mit verschiedenen Gerichten gedeckt war. Das drückte aus, was man sich alles im neuen Jahr wünscht. Die Hausherrin weihräucherte die Festtafel von links nach rechts. Anschließend drehte sie das typisch bulgarische Blätterteiggebäck mit Käse und
Eiern Banitza drei Mal. Das Besondere ist, dass in der Banitza kleine Glückslose gesteckt sind. Die Glückslose waren eigentlich kleine
Stückchen der Kornelkirsche, die neues Haus und Gesundheit symbolisierten, und natürlich eine silberne Münze, die Reichtum bedeutete.
Jedes Familienmitglied hatte es eilig, in seinem Stück Banitza nach einem Glücksbringer zu suchen, um zu erfahren, wie das neue Jahr für ihn sein wird. Am nächsten Morgen machten sich die Kinder auf den Weg. Sie hielten aus der Kornelkirsche zusammengebundenen und geschmückten
Zweige und segneten die älteren Familienmitglieder und Nachbarn mit dem folgenden Volkslied:


Frohes Neues Jahr, frohes und fruchtbares neues Jahr,
große Weizenähre auf dem Feld, rote Äpfel im Garten,
gelber Mais mit Fruchtkolben, reife Trauben
auf dem Weinberg, volle Waben mit Honig, viele Küken auf dem Hof!
Viel Gesundheit im neuen Jahr, bis zum nächsten Jahr! Die Vorstellungen
der Bulgaren über diese Segenswünsche der Kinder stand sowohl mit
der Beschmückung der Kornelkirschzweige, als auch mit dem eigentlichen
Brauch in Verbindung, der aus der alten Mythologie reicht. Die zusammengebundenen Zweige der Kornelkirsche symbolisierten nämlich
den Baum des Lebens. Die Kinder, die die Segenssprüche sprechen, galten
als Mediatoren zwischen den Welten. Der Schmuck der Kornelkirschzweige bestand aus Wolle, Popcorn, trockenen Früchten, Peperoni, Sonnenblumenkernen, Rosinen und bunten Papierstückchen. In alten Überlieferungen trifft man oft die Bezeichnung der bunten Kornelkirschzweige an.
Nachdem die Kinder die Familie und die Nachbarschaft besucht haben, zogen die
verkleideten Junggesellen durch das Dorf. Sie
wünschten allen ebenfalls viel Gesundheit im neuen Jahr, eine reiche Ernte und viel Vieh.
Die Junggesellen hatten auch ihr Segenslied:
Wo wir hineintreten, soll es viel Freude und eine reiche Ernte geben! So stark unsere Stöcke sind, so stark sollt ihr sein!
Wie sich die Bienen mehren, so sollen sich die Kinder mehren!


Nach diesem Segenslied fiel der Junggeselle symbolisch zu Boden, als ob er stirbt. Mit ihm sollte auch das Böse im Haus sterben. Dann stand er auf und erwachte, wie die
Natur erwachen sollte, um neue Früchte zu tragen. Den verkleideten Junggesellen steckte anschließend der Hausherr Münzen in die Taschen und bewirtete sie ausgiebig. In der Umgebung von Saporoschje, in der heutigen Ukraine, zogen verkleidete Jungs mit bemalten Gesichtern bis spät nach
Mitternacht am Alt-Neujahr, wie die Bulgaren

dort die Silvesternacht genannt haben, durch
die Häuser. Sie segneten alles im Haus, indem
sie es berührten und der Familie Wohlergehen
und viel Glück wünschten.
Am Neujahrstag feiern auch alle, die den
Namen Wassil, Wassilka, Wesselin oder
Wessela tragen. All diese Namen sind vom
griechischen Gott Vassilius abgeleitet. Der
Name des griechischen Gottes bedeutet
königlich.

2. Januar – Mukowtag (Karamanowtag, Hl. Silvester)
In manchen Ortschaften ist dieser tag auch noch als Rinatschowtag bekannt. In der Nacht zum
2. Januar zogen die Junggesellen durch das Dorf und hielten Ausschau nach unverheirateten
Mädchen. Das Ziel war, nicht zu Besuch zu gehen, sondern zu zeigen, dass sie alt genug sind, um
eine Familie zu gründen und auch zu zeigen, wer das Sagen in der
Familie haben wird. Deshalb schlichen sie sich in den Stahl ein und
kehrten den Mist. Da jedoch ihr Besuch vom Hausherr erwartet
war, legte er zuvor Wurst, Speck und Rotwein für sie im Stahl
bereit. Das Mädchen, das ebenfalls den Besuch erwartet hat, versteckte im Stahl Blumen für den Auserwählten, die mit rotem Faden zusammengebunden sind. Lag neben den Blumen auch ein buntes Taschentuch, so war das ein Zeichen, dass sie ein Heiratangebot erwartet. Sollte jedoch der Hausherr vergessen, Wurst, Speck und Wein für die Junggesellen bereit zu stellen, so durfte er große Sorgen erwarten. Am nächsten Morgen fand er dann den ganzen Mist der Nachbarschaft in seinem Stahl
wieder. Das Mädchen traf es auch hart, denn es wurde beim Reigentanz im Dorf gehänselt. Sie galt als heiratsunfähig.

Am 2. Januar feiern alle Frauen, die Silvia heißen. Silvae bedeutet Wälder und der Wald steht für Kraft und Frische.

4. Januar – Namenstag von Tichomir
Der Name Tichomir bedeutet stiller Frieden. Die Stille läutet die Offenherzigkeit ein. Die Stille verleiht den Dingen Würde. Tichon bedeutet Der Glückliche.

6. Januar – Tag des Hl. Johannes des Täufers (Jordanstag),
Erscheinungsfest und Segen. Man glaubte, dass dieser Bursche das ganze Jahr über gesund und kraftvoll sein wird. Zu Hause bereitete die Hausfrau eine Festtafel vor, die zum dritten Mal nach Weihnachten geweihräuchert werden musste.
Dadurch beendete man den Zyklus der
„schmutzigen und bösen“ Tage.
Am 6. Januar haben alle, die den Namen
Jonko, Jonka, Joto, Jordan oder Jordanka tragen,
Namenstag. Dieser bulgarische Name
wird vom palästinensischen Fluss Jordan
abgeleitet.

Am 6. Januar, dem Erscheinungsfest,
feiern auch alle, die Bogomil oder Bogdan
heißen. Bogomil bedeutet Gott lieb und
Bogdan – Geschenk Gottes.
In manchen Gebieten Bulgariens nennt
man das Fest auch Woditzi (zu Deutsch:
Wasserfest – Bem. d. Übersetzers) oder „Priester- Weihnachten“. Das Fest verbindet man mit dem Glauben an die reinigende, gesundbringende und magische Kraft des Wassers.
Nach der Messe in der Kirche am Morgen
fand die feierliche heilige Taufe des Wassers
durch das Kreuz und im Gebet statt. Der
Priester warf ein hölzernes Kreuz in den Fluss,
den See oder das Meer und junge und
kraftvolle Männer sprangen in das kalte
Wasser, um das Kreuz herauszuholen. Derjenige, der als erster das Kreuz erreicht und es dem Priester zurückgibt, bekam von ihm Geld

7. Januar – Iwanstag
In vielen Ortschaften feierten die Männer in der Nacht zum Iwanstag, nachdem das Wasser getauft worden ist, Bruderschaft. Es handelt sich um ein Ritual zwischen zwei oder drei Männern, die Bruderschaft schwören. Sie standen dabei barfuss in der Feuerglut, was
symbolisierte, dass sie stark und bereit sind, für den anderen die Hand ins Feuer zu legen. Anschließend tranken die Verbrüderten aus einem
Glas Rotwein. Der Rotwein symbolisiert in der bulgarischen Mythologie das Blut. Man glaubte, dass sie dadurch auch im Blut verbunden sind. Die Verbrüderten brachen Ritualbrote, um zu zeigen, dass auch ihre Familien verbrüdert sind. Zum Abschluss wurden drei verschiedene Ritualtänze getanzt – der erste, genannt Tschepnja, wurde von den Frauen der
verbrüderten Familien getanzt, der zweite, genannt Tscher piper (zu Deutsch: Pfeffer –
Bem. d. Übersetzers), wurde nur von den Männern der Familien getanzt und der dritte,
genannt Njamsko horo (zu Deutsch: Stiller Reigen – Bem. d. Übersetzers) wurde von allen
Famiienmitgliedern getanzt. Nach diesem Ritual galten die Frauen der verbrüderten
Familien als Schwestern und alle Männer – als Brüder. Am Iwanstag wurden alle, die an diesem

Tag ihren Namenstag feiern (Iwan, Iwanka, Iwajlo, Wanjo, Wanja) sowie alle frisch verheirateten
und die Kinder rituell gebadet. Es galt, dass sie dadurch gesund bleiben werden.
Das Wasser besitze an diesem Tag reinigende und klärende Kraft, da der Iwanstag als Tag der
Verwandtschaft und der Trauzeugen galt. In manchen Regionen Bulgariens werden auch
noch die Schwiegersöhne rituell gebadet. Am Iwanstag war der Besuch bei allen, die
Namenstag haben, sehr wichtig. Der Name Iwan wird vom altgriechischen Joannes abgeleitet.

8. Januar – Omastag

Omastag, ach Omastag, Leider ist er nicht jeden Tag!
Volkslied Nach Iwanstag kommt Omastag, der Tag
der Hebammen. An diesem Tag standen die Frauen früh auf, damit auch ihre Kinder früh
aufstehen. Noch in den Morgenstunden haben sie Ritualbrote gebacken. Die jungen Mütter,
die vor einem Jahr ein Kind auf die Welt gebracht haben, erwarteten die Hebamme zu
Besuch. In Thrakien war es üblich, dass die Hebamme alle Mütter besucht, denen sie im
vergangenen Jahr bei der Geburt geholfen hat. Die Hebamme setzte sich neben das
Kinderbett, strickte dort ein Armbändchen aus roter Wolle und schenkte es dem Kind, das es
an der rechten Hand tragen musste. Das Armbädchen war eine Art Glücksbringer
gegen böse Blicke und für viel Gesundheit. Anschließend wusch sie das Gesicht des
Kindes, strich es an seinen Wangen mit Butter und Honig und segnete es. Danach half die
junge Mutter der Hebamme, sich die Hände zu waschen, und die Hebamme trocknete ihre
Hände im Kleid der Mutter – möge sie schmerzlos ihre Kinder auf die Welt bringen.
Jede Mutter schenkte der Hebamme Silbermünzen und Wolle. Die jungen Frauen, die in
diesem Jahr zum ersten Mal Mutter geworden waren, mussten auch noch ein Ritualbrot für
die Hebamme backen, das in der Mitte ein Loch hat. Durch das Loch banden sie ein
weißes Leinenhemd, bunte Wollsocken und eine Schürze für die Hebamme.
Das tatsächliche Fest begann erst zu Mittag. Alle Frauen hielten bunte Bündel in
der Hand und gingen in das Haus der Hebamme feiern. Bevor sich alle an die
Festtafel setzten, segnete die Hebamme die Gerichte mit den Worten: „Alle, die in diesem
Jahr ein Kind auf die Welt gebracht haben, sollen in diesem Jahr ein zweites bekommen.
Alle, die noch keine Kinder haben, sollen ihr erstes gebären. Alle, die schwanger sind,
sollen ein gesundes Kind auf die Welt bringen. Amen“. Daraufhin brachte die Hebamme das
Ritualbrot in Stücke und gab jeder Frau davon. Am Stück des Ritualbrotes deuteten
sie, was für ein Kind sie haben werden. Ein Eckstück bedeutete ein Junge, ein Stück aus
der Mitte des Brotes symbolisierte ein Mädchen. Zum Schluss des Festes wurde die
Hebamme symbolisch gebadet. Am Omastag hatten die Männer nichts zu
sagen. Sie durften sich im Dorf erst gar nicht blicken lassen, denn das könnte die Frauen
nur erzürnen.

12. Januar – Namenstag der Tatjana (Tanja)
Tanja ist ein weiblicher Vorname, abgeleitet vom Lateinischen.

14. Januar – Namenstag der Nina

17. Januar – Antonstag
An diesem Festtag durfte man keine Arbeit verrichten,
um sich vor der Pest zu schützen und gesund zu bleiben. Am frühen Morgen standen die jung verheirateten Frauen auf, um wunderschöne Ritualbrote, genannt „tschumini pitki“ (zu Deutsch: Pest-Brote –
Bem. d. Übersetzers), zu backen. Diese Brote wurden mit Honig bestrichen und den Nachbarn mit den besten Wünschen für viel Gesundheit geschenkt. Um ja nicht die Pest ins Dorf zu holen, durfte man am Antonstag keine Bohnensuppe, Linsensuppe und Mais kochen und weder nähen, noch stricken. An diesem Tag feiern alle ihren Namenstag, die Anton, Antonija, Dontscho oder Donka heißen. All diese Namen sind vom Lateinischen Antonius abgeleitet, was so viel bedeutet, wie ideenlos.

18. Januar – Atanastag
Einer alten Überlieferung aus Thrakien zufolge macht sich am Atanastag der Winter auf dem Weg und mache Platz für den
Sommer. Der Hl. Atanas kleidete sich nämlich sommerlich an – er trug ab dem Atanastag ein seidenes Hemd. Der Heilige
rief außerdem laut, der Winter möge gehen, der Sommer solle kommen. Deshalb war es üblich, dass am Morgen des Atanastages
Schneeglöckchen gepflückt wurden. Man glaubte, scheint die Sonne an diesem tag, dann werde man das ganze Jahr über gesund bleiben. Es war natürlich auch üblich, dass auch an diesem Fest Ritualbrote zubereitet wurden. Auch die Ritualbrote zum Atanastag wurden mit Honig bestrichen und an die Kinder in der Nachbarschaft
vergeben, damit sie gesund bleiben. Am Atanastag schlachtete man auch eine schwarze Henne als
Opfergabe der Pest, damit sie die Menschen und das Vieh in Ruhe lässt. Die Feder der schwarzen
Henne legte die Hausfrau zurück, um damit die Kinder vor bösen Kräften und unbekannten
Krankheiten zu schützen. Die Bulgaren, die in Bessarabien leben, ehren
den Hl. Tanas als Beschützer der Schmiede. In alten Abbildungen aus heidnischen Zeiten war
Tanas als der himmlische Sonnenschmied dargestellt, der mit bloßen Händen das Eisen aus
dem Feuer holt. Der Name Atanas ist vom griechishen Atanasios abgeleitet, das unsterblich bedeutet.

20. Januar – Namenstag von Ewtim Der Name ist vom Sanskrit abgeleitet und bedeutet so viel, wie endlos oder ewig. In manchen Schriften deutet man den Namen als Gutmütigkeit.

25. Januar – Namenstag von Grigor
Der Name bedeutet wachsam. 31. Januar – Sredsimie (zu Deutsch: Wintermitte – Bem. d. Übersetzers)
Dieses Fest ist ein Überbleibsel des ältesten indoeuropäischen Neujahrsfestes. Im bulgarischen
Volkskalender gilt das Fest den Schafhirten, Rinderhirten, den Schweinezüchtern und
den Pferdezüchtern. Die Hirten pflückten einst trockene Blätter der Ulme für die Schafe.The name January comes from the Latin word Januarius, i.e. ‘of Janus’, the month of god Janus. Old people say that the mythical hero and first king of Latium – Janus, offered a friendly welcome to the god of agriculture Saturn, who had been expelled from Heaven. In return Saturn taught the citizens of Latium how to cultivate their land and gave Janus the ability to see both the past and the future. This is the origin of the phrase “double-faced Janus”. Janus is depicted as a man with two faces – the one looks into the past and the other looks into the future.

 


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