Über die Namenstage der Bulgaren

Eine alte bulgarische Volksweisheit behauptet: „Der Name macht den Menschen“. Eine
andere Volksweisheit ergänzt sie und besagt: „Ohne Name ist man Halbmensch“. In Bulgarien
kennt man auch die Redewendung: „Seinen Namen beflecken“. Deshalb gehörte früher der
Namenstag zu den größten Familienfesten in Bulgarien. Viele Menschen kannten in alten
Zeiten ihren Geburtstag nicht, dafür aber wohl den Namenstag. Früher sagte man oft sogar:
„Ich bin nach Demetriustag geboren worden“ oder „Ich kam nach Mariä Himmelfahrt zur
Welt“. Der Namenstag ist daher ein wichtiger Tag im Leben der Bulgaren und bis heute noch
wünscht man sich: „Hoch soll Dein Name leben!“
Alten Überlieferungen nach hat jeder Mensch ein Schutzengel, der ihn auf seinem irdischen
Weg begleitet, in schweren Zeiten bei Seite steht und ihn schützt. Nach dem Ableben begleitet
der Schutzengel die Seele ins Jenseits und stellt sie Gott vor. Der Schutzengel begleitet den
Menschen auf der Erde und sitzt auf seiner rechten Schulter. Auf der linken Schulter sitzt, dem
Glauben der alten Bulgaren nach, der Gesandte des Teufels. Ist der Schutzengel schwach, so ist
der Mensch böse und krank, ist der Schutzengel stark, so ist der Mensch gut und gesund.
Deshalb sollte man am Namenstag den Schutzengel ehren, denn eben er flüsterte den Eltern ins
Ohr, auf welchen Namen das Kind getauft werden soll. Den alten Traditionen nach besucht man
das Namenskind ohne Einladung und erweist ihm somit die Ehre. In früheren Zeiten war es
üblich, dass am Namenstag die ganze Verwandtschaft zusammenkam, um das
Zusammengehörigkeitsgefühl in der Familie zu zeigen.
Heute ist der Namenstag weiterhin ein großes Fest sowohl in der Familie, als auch im
Freundeskreis und bei den Kollegen. Heute feiert man den Namenstag nicht mehr ausschließlich
mit der Familie, denn das moderne, soziale Leben ist auch von den Beziehungen zu
Freunden, Bekannten und Kollegen geprägt.

 

 

<< vorige Seite    nechste Seite >>