Auxilius und Vulgarius. Quellen und Forschungen zur Geschichte des Papstthums im Anfänge des zehnten Jahrhunderts

Ernst Dümmler

 

VORWORT

 

 

Der Stoff der nachfolgenden Blätter ist zum grössten Theile aus einer bisher nicht genügend beachteten Bamberger Handschrift geschöpft, welche der Verfasser durch die dankenswerthe Gewogenheit der hohen Ministerien des Kultus und der auswärtigen Angelegenheiten in Berlin sowie der königlich bairischen Behörden längere Zeit in seiner Wohnung benutzen durfte. Es sind daraus zwei ungedruckte Streitschriften nebst einigen Bruchstücken mitgetheilt, die neues Material für die Geschichte des Papstes Formosus und der merkwürdigen Streitigkeiten über die Geltung der von ihm ertheilten Weihen darbieten. Eine Anzahl von Briefen und Gedichten sehr barbarischen Gepräges aus derselben Quelle, doch nur in Auswahl aufgenommen, gewährt uns einen lehrreichen Einblick in den gesunkenen Kulturzustand des unteren Italiens zu Anfang des zehnten Jahrhunderts.

 

In den diesen neuen Quellen zur Erläuterung vorangeschickten Abhandlungen habe ich zuerst den geschichtlichen Thatbestand, der jenen Irrungen zu Grunde liegt, kurz zusammengefasst, dann die einzelnen Punkte der auf Formosus bezüglichen Frage erörtert,

 

 

VI

 

so weit dies möglich ist, ohne Theologe oder Kanonist von Fach zu sein, endlich wird von den Lebensumständen und Werken der beiden Autoren obiger Schriftstücke, des Auxilius und Eugenius Vulgarius, des näheren gehandelt. Sind es auch nur einzelne Schlaglichter, die aus diesen Forschungen in das tiefe Dunkel jener Zeiten fallen, so ist doch bei so dürftiger Ueberlieferung selbst der kleinste Zuwachs unserer Kenntnisse vielleicht nicht ganz unwillkommen.

 

Halle, 20. November 1865.

 

E. L. Dümmler.

 

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