Der bulgarische Außenhandel

 
Die Geschichte des bulgarischen Außenhandels zeigt ein stetiges Auf und Ab: Nach der politischen Be­freiung war er bis zur Jahrhundertwende fast durchweg passiv. Nach einer Zeit aktiver Außenhandels­bilanz in den folgenden Jahren trat durch die Agrarkrise 1908 ein Umschwung bis 1915 ein. In den Jahren 1915—19 war die Handelsbilanz durch die besondere Wirtschaftsentwicklung im Weltkriege und durch Lie­ferungen an die Mittelmächte wieder aktiv. Da Bulgarien in seiner handelspolitischen Unabhängigkeit durch den Vertrag von Neuilly bis 1925 ebenso gehemmt war wie das Deutsche Reich, löste wieder eine Periode der passiven Handelsbilanzen die für die bulgarische Volkswirtschaft günstigen Kriegsjahre ab. 1930 sah sich die bulgarische Regierung genötigt, die Einfuhr zu beschränken, um einer weiteren Verschuldung Bul­gariens an das Ausland vorzubeugen.

Im einzelnen gestaltete sich der bulgarische Außenhandel seit 1910 bis heute wie folgt (in Mill. Lewa):

 

Jahr Einfuhr Ausfuhr Saldo
19101
1920
1928
1930
1933
1935
1937
1939
1940
177,3
2255,1
7108,7
4589,7
2202,3
3009,0
4985,9
5196,7
7028,1
129,0
2055,9
6231,2
6191,1
2846,3
3253,3
5019,5
6064,8
7019,1

- 48,3
- 199,2
- 877,5
+ 1601,1
+ 644,1
+ 244,3
+ 33,6
+ 868,0
- 9,0


        Der Anteil der Länder in Prozenten der bulgarischen gesamten Ein- bzw. Ausfuhr seit 1910 ist wie folgt:

 
Einfuhr

Land 1910 1920 1930 1934 1937 1939
Deutschland
ehem. Österreich
ehem. Tscheche-Slowakei
England
Frankreich
Italien
20
} 24

15
12
-
5,6
2,9
3,3
14,5
8,9
28,2
23,2
6,8
9,4
8,2
9,3
13,6
40,1
4,8
3,8
6,4
3,8
7,8
} 58,2

5,0
4,7
3,3
5,0
} 65,5

4,1
2,8
1,2
6,9

Ausfuhr

Land 1910 1920 1930 1934 1937 1939
Deutschland
ehem. Österreich
ehem. Tscheche-Slowakei
England
Frankreich
Italien
12
} 6

13
6
-
10,4
9,7
12,2
3,1
6,1
17,2
26,2
7,7
6,4
2,1
5,2
8,3
42,7
5,3
3,6
2,1
2,1
9,2
} 47,1

5,6
13,8
1,6
4,2
} 67,8

3,3
3,1
0,9
6,1


Die Aufstellungen zeigen deutlich die Wandlungen der bulgarischen Vorkriegsabsatzgebiete nach dem Weltkriege und der Weltwirtschaftskrise und ihre Hinwendung nach Deutschland, zum mitteleuropäischen Markt, besonders nach 1933. Das Scheitern der englischen Bemühungen, Deutschland durch Aufkäufe zu überhöhten Preisen vom bulgarischen Markt zu verdrängen, geht eindeutig aus dem Vergleich der Zahlen für 1934, 1937 und 1939 hervor.

Die wichtigsten bulgarischen Einfuhrgüter sind (die Zahlen in den Klammern geben den Anteil an der Ge­samteinfuhr 1939 an): Maschinen, Musikinstrumente, elektrische Apparate, Waffen (26,4%), Waggons, Kraft­fahrzeuge, Wagen und Wasserfahrzeuge (8,4%), Textilrohstoffe und Textilwaren (15,3%), Erze, Metalle und Metallwaren (19,5%), Horn, Gummi, Erdöle, Klebstoffe (5,5%), Chemische Erzeugnisse (3,7%).

Die wichtigsten Ausfuhrwaren sind: Tabak (41,5%), Obst, Gemüse, Sämereien, Futtermittel und andere Pflanzen (24,5%), Nahrungsmittel tierischer Herkunft (10,9%), Getreide, Hülsenfrüchte und Erzeugnisse daraus (7,8%) Häute und Felle (2,8%).


1 Angaben in Goldlewa: l Goldlew = Goldmark 0,80, l Nachkriegslew = RM 0,0325


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