Die byzantinische Baukunst in den Balkanländern und ihre Differenzierung unter abendländischen und islamischen Einwirkungen

Wladimir Sas-Zaloziecky

 

I. Die altchristliche und frühbyzantinische Kunsttradition in der Geschichte der Architektur der Balkanländer

 

1. Basilikale Anlagen  1

2. Die Kuppelbasilika  13

3. Die zentrale Kuppelanlage  16

 

 

1. Basilikale Anlagen

 

Besonders tiefe Spuren hat in den Balkanländern die basilikale Anlage hinterlassen. Dies ist um so auffallender, als die Basilika in der oströmischen hauptstädtischen Architektur nach einer kurzen Blütezeit im 4. und 5. Jahrhundert von der justinianischen gewölbten Raumarchitektur beinah ganz verdrängt wird. In den Balkanländern hat sie sich über die justinianische Zeit hinaus in verschiedensten Formabwandlungen bis ins Mittelalter hinein erhalten, ja in manchen Gegenden hat sie, soweit man das Material überblicken kann, der kirchlichen Architektur ihren Stempel aufgedrückt. Die Basilika bietet eine zusammenhängende Folge von Denkmälern, die aus der altchristlichen und frühbyzantinischen Periode bis ins Mittelalter reichen [1].

 

Tafel I (Fig 1—9) zeigt die wichtigsten Beispiele der frühbasilikalen Anlagen in den Balkanländern. Trotz der stilistischen Verwandtschaft dieser Anlagen untereinander können hier bereits gewisse Wandlungen festgestellt werden. Wir können zwei Stilgruppen unterscheiden: Basiliken mit Säulenstützen (Städtische Basilika in Stobi, Fig. 1, Marmorbasilika in Tropaeum Trajani, Fig. 2, Basilika in Palikura bei Stobi, Fig. 3, in Kaljaja bei Lebane [Caričin Grad], Fig. 4) und solche, die statt Säulen Pfeiler besitzen (Stephansbasilika in Hissar, Fig. 5, Basilika in Hissar, Fig. 6, alte Metropole in Mesembria, Fig. 7, Suvodol bei Bitolj, Fig. 8, Svinjarica bei Lebane, Fig. 9).

 

Dieser Unterschied ist auffallend. In jeder der beiden Gruppen entsteht eine ganz verschiedenartige Raumwirkung. Während in der ersten Gruppe die leichten Arkaden, die die Wände ersetzen, eine Entstofflichung des Raumes bewirken und die Geschlossenheit des Raumganzen auflösen, wodurch die Tiefenorientierung viel wirksamer zum Ausdruck gelangst entsteht in der zweiten Gruppe durch die Betonung der ununterbrochenen Wand, aus der die schweren Arkaden bloß herausgeschnitten werden, eine schwere, lastende Raumgestaltung.

 

 

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Die leichte, fließende Bewegung der Säulenarkaden ist aufgehoben, die Wandmasse scheint den Raum zu erdrücken. Der gleiche Unterschied war auch bei den sichergestellten Emporenanlagen vorhanden (Fig. 1, 4, 5).

 

Innerhalb der ersten Gruppe unterscheidet sich die Basilika in Kaljaja (Fig. 4) von den beiden vorhergehenden (Fig. 1—2) durch die polygonal gebildete Apsis und die vorspringenden Mittelschiffswände bei der Hauptapsis, welche die beiden Nebenschiffe an dieser Stelle vom Altarraum trennen. Es ist eine Andeutung des Altarraumes bereits vorhanden. Auch die Außenvorhalle springt über die Grundmauern an den Seiten vor, wodurch ihre architektonische Eigenbedeutung mehr hervorgehoben erscheint, jedenfalls spielen Altarraum und Vorhalle eine größere Rolle als in Stobi und Tropaeum Trajani. Sie beginnen sich zu Engengebilden zu entwickeln.

 

Unterschiede lassen sich auch in der zweiten Gruppe feststellen. In zwei Fallen besitzen wir halbrunde Apsiden (Fig. 8, 9), in den beiden anderen (Fig. 5, 7) polygonale. Auch die Raumverhältnisse sind verschieden. Bei Fig. 7 ist ein auffallendes Gleichgewicht zwischen Tiefe und Breite des Mittelschiffes (19 X 9,50) vorhanden. Eine entwickelte Vorhalle, und zwar eine innere und äußere, ist in den beiden Basiliken Fig. 8 und 9 vorhanden, während sie in der Basilika Fig. 7 ungemein einfach gebildet worden ist. Die Basilika Fig. 9. zeichnet sich noch durch eine stärker entwickelte Pfeilerbildung aus: die Pfeiler sind kreuzartig gestaltet.

 

Aus diesen Unterschieden lassen sich etwa folgende Schlüsse ziehen:

 

Die Säulenbasilliken sind vorderhand kaum zu lokalisieren, da sie sowohl im Westen (Stobi am Vardar, Palikura bei Stobi, Kaljaja bei Lebane [2]) als auch im Osten (Hissar, Tropaeum Trajani [3]) auftreten. Dasselbe gilt von den Pfeilerbasiliken (im Westen: Suvodol, Svinjarica; im Osten: Mesembria). Immerhin spricht einiges für die wachsende Bedeutung der Pfeilerbasilika in den Ostgebieten, was mit der zunehmenden Bedeutung der blockmäßigen, aus Mauermassenwirkung berechneten, frühbyzantinischen Architektur zusammenhängen würde. Die Pfeilerbasiliken bilden jedenfalls eine weitere Entwicklungsform der Basilika in den Balkanländern und treten, soweit man dies heute beurteilen kann, in den Westgebieten erst nach der Säulenbasilika auf. Der Unterschied zwischen der ost- und weströmischen Basilika zeigt sich auch in der Raumauffassung. Dafür ist das Verhältnis von Stobi zu Mesembria am bezeichnendsten.

 

Während Stobi in der durchgehenden Tiefenorientierung sich eher den altchristlichen Basiliken der westlichen Reichshälfte mit den ihr verwandten griechischen Basiliken auschließt (38,80 x 12,50), haben wir der Basilika

 

 

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des Ostbalkangebietes in Mesembria (19 X 9,50) ganzen Westen nichts Ähnliches gegenüberzustellen. Hier entsteht durch Aufhebung der scharfen im Westen vorherrschenden Gegensätze zwischen Tiefe und Breite ein schöner, überschaubarer, in sich ruhender Raum, der in eine weit geöffnete, überblickbare Apsis gebettet erscheint und die ganze Anlage beherrscht. Diese gewaltige Monumentalwirkung des Raumes kommt auch in der Außenanlage zum Ausdruck. Einheitliche und ungegliederte Mauermassen von mächtiger kristallinisch-blockmaßiger Geschlossenheit bestimmen den Haupteindruck, im Gegensatz zu den relativ leichten, gestreckten basilikalen Bauanlagen des Westens. Dazu kommt noch die „kantige" polygonal gebildete Apsis [4], welche sich scharf gegen die Umgebung abzeichnet und die weiche Außenmodellierung der runden Apsiden der westlichen Basiliken vermeidet.

 

Hier können wir auf ein hauptstädtisches Denkmal, und zwar auf die Johanneskirche des Studionklosters in Konstantinopel aus dem Jahre 463 hinweisen (Fig. 10). Sie bildet in der ausgeglichenen Raumauffassung (25 X 12) kristallinischen Massenwirkung mit der polygonal gebildeten Apsis, trotz der Verschiedenheit im Innern (Säulen mit geradem Architrav), die nächste Stilparallele zu Mesembria.

 

Von der Raumgestaltung ausgehend, können wir einige starker an die westliche Tiefengliederung sich auschließende Basiliken in Mazedonien (Stobi) und Mösien (Dobrudscha, Tropaeum Trajani Marmorbasilika) von denen der Ostbalkangebiete (Mesembria, Hissar, Stephansbasilika [5]) unterscheiden, wo sich eine ausgeglichenere Raumgestaltung geltend macht. Es macht sich anderseits aber auch ein Übergreifen der östlich basilikalen Form in den Westbalkangebieten bemerkbar, welche in der kristallinisch-polygonalen Apsisgestältung (Kaljaja bei Lebane), der Ausbildung der Vorhalle, den Raumverhältnissen (Sudovol, Svinjarica) und der sich ankündenden Trennung des Altarraumes von den Seitenschissen (Kaljaja bei Lebane) zum Vorschein kommt.

 

Die Verschiedenheiten der basilikalen Formen sind — soweit man dies heute beurteilen kann — sowohl räumlich als zeitlich bedingt.

 

Die frühere Gestaltung der basilikalen Anlagen ist, soweit die Datierungen diese Ansicht erlauben, von den Formen der weströmischen Basilika ausgegangen (Tropaeim Trajani [6]) Marmorbasillika, Stobi, Palikura bei Stobi [7]). Hierfür würden Raumverhältnisse, Säulenarkaden, das Fehlen eines ausgebildeten Altar- und Vorhallenraumes und die Rundform der Apsis sprechen.

 

Die zweite Art der Anlagen, die ihren Ausgangspunkt von den östlichen Gebieten der Balkanhalbinsel genommen hat (Mesembria [8]),

 

 

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dürfte sich in einer späteren Zeitperiode, vielleicht erst im 6. Jahrhundert, auch über die westlichen Gebiete ausgebreitet haben. Kristallinische Wirkung der Außengestaltung mit einer polygonalen Apsis, ausgeglichene Raumverhältnisse, Pfeilerarkaden mit einer starker betonten stofflichen Wirkung der Mauermasten sind die bezeichnendsten Merkmale dieser ostbyzantinischen basilikalen Gestaltungsform. Im Westen oder überhaupt in den Gebieten der Ausbreitung der weströmischen basilikalen Anlagen werden auch diese neuen Formen fallweise übernommen (polygonale Apsis in Kaljaja bei Lebane [9]), Pfeilerarkaden und Raumverhältnisse in Suvodol [10]) und Svinjarica [11]).

 

Die Grundrisse auf Taf. II, 1—7 Beweisen, daß die Tradition der Basilikalen Baugestaltung im Mittelalter in den Balkanländern nicht abreißt sondern an die älteren Bauformen anknüpft. Darin zeigt sich ein archaischer Zug in den Kunstschöpfungen der Balkangebiete und ein zähes Festhalten an früheren Bauformen. Wahrend wir in der Byzantinischen Hauptstadt ein Aufgeben der Basilikalen Tradition seit der justinianischen Epoche feststellen können, geht die Architektur der Balkanländer in dieser Hinsicht ihre eigenen Wege, d. h. sie setzt die hier vorhandenen Bautraditionen fort. Allerdings konnte sich auch die basilikale Anlage nicht gegen alle Neuerungen der monumentalen hauptstädtischen Baukunst abschließen, und die fortschreitenden Veränderungen seit der justinianischen Zeit zeigen sich hier in folgenden Neuerungen:

 

1. Die Pfeilerbasilika herrscht vor. Die Säulenbasilika ist zwar nicht ganz verschwunden (z. B. in Pirintch-tepe bei Varna, Fig. 1), aber die vorherrschende Form ist doch die Pfeilerbasilika (Ćurlina, Fig. 3, Achillskirche im kleinen Prespasee, Fig. 4, Meeresbasillika in Mesembria, Fig. 5, Sophienkirche in Ochrid, Fig. 6). Dieser Typus scheint sich endgültig durchgesetzt und den früheren Gegensatz zwischen West- und Ostgebieten aufgehoben zu haben. Auch dort, wo man auf die Säulen nicht ganz verzichten wollte, wie z. B. in der monumentalen Anlage in Aboba-Pliska (Fig. 2), sind doch Bezeichnenderweise breite Pfeiler dazwischen getreten, ähnlich auch in den kleinen späteren Anlagen der neuen Metropole in Mesembria aus dem 11. und 12. Jahrhundert (Fig. 7).

 

Die Vorliebe für die Pfeilerbasilika läßt sich letzten Endes aus den Byzantinischen baukünstlerischen Voraussetzungen erklären, und zwar aus der Wiederbelebung der blockmäßigen Massenarchitektur, welche die geschlossene Wirkung der Wand wieder eingeführt hat.

 

Die zweite wichtigste Neuerung, die vollkommene Umgestaltung des Altarraumes (d. h. des Bemas), spiegelt sich sowohl in der Verräumlichung dieses Bauteiles,

 

 

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als auch in der Verbindung des Hauptaltarraumes mit den seitlichen Nebenräumen (Prothesis und Diakonikon) zu einem komplexen Ganzen, das sich nun gegen den Gemeinderaum abzuschließen beginnst Wir können diesen Prozeß an unseren Bauten schrittweise verfolgen. Pirintch-tepe (Fig. 1) besitzt nur noch eine Apsis und bildet somit ein Verbindungsglied zu der vorhergehenden Gruppe. Pirintch-tepe leitet aber bereits unmittelbar zu den mittelalterlichen Bauten übest da es neben dem Altarraum zwei geschlossene Räume besitzt, die Prothesis und das Diakonikon, die aber noch nicht in Apsiden endigen.

 

Die reichste Ausbildung des Altarraumes besitzen wir in der Basilika von Aboba-Pliska (Fig. 2), wo bereits drei Apsiden vorhanden sind und ganz selbständige Raumeinheiten um den Altarraum entstehen. Seit dieser Zeit besitzen alle mittelalterlichen Basiliken in den Balkanländern einen ausgebildeten Altarraum mit drei Apsiden (Taf. II, Fig. 4, 6). In manchen Anlagen setzt sich der Altarraum gegenüber den äußeren Langhauswänden ab, wie z. B. in Ćurlina [12] (Fig. 3). Die Verselbständigung des Altarraumes mit den Seitenräumen setzt sich hier sogar gegenüber der längsgerichteten Form der Nebenschiffe durch. Im allgemeinen geht diese Verselbständigung des Altarraumes auf Kosten der Tiefenstreckung der Basilika, weil der ganze Vorraum vor dem Altar mit massiven Mauern an den Seiten geschlossen wird und die rhythmische Tiefenbewegung der seitlichen Arkaden aufhebt. Beim genauen Beobachten kann es doch nicht entgehen, daß auch in der mittelalterlichen Basilika der Balkanländer trotz der stärkeren Zunahme der östlichen Tendenzen (Pfeilerform, Verselbständigung des Altarraumes, drei Apsiden, polygonale Form der Apsiden) doch noch leise nachklingende Unterschiede zwischen West- und Ostbalkangegenden vorhanden sind. Diese bestehen nicht nur darin, daß im Westen die Apsiden immer noch eine Rundform vorziehen — eine Ausnahme bildet die Neue Metropole in Mesembria im Osten —, sondern auch darin, daß der Altarraum sich nicht so scharf gegen den Gemeinderaum abzeichnet wie in den Ostgebieten. Wir können das an einem Vergleich der Anlage im Prespasee (Fig. 4) oder der Sophienkirche in Ochrid (Fig. 6) mit der Meeresbasilika in Mesembria [13]) (Fig. 5) feststellen. Während in letzterer der Altarraum vor der Apsis sich gegenüber den Wänden des Hauptschiffes absetzt und somit einen Raum für sich bildest fließt der Bewegungsrhythmys der Arkaden in Prespa und in Ochrid ungehindert bis zur eigentlichen Apsis weiter, um dort frei auszuklingen. Die alteingewurzelte weströmische basilikale Tendenz war in den Westbalkanländern, vor allem in Mazedonien, stärker und hat sich über die Verselbständigung des Altarraumes hinaus erhalten.

 

 

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Auf der letzten Stufe, die durch die neue Metropole in Mesembria (Fig. 7) vertreten ist, wird der mittlere Raumteil durch die Doppelarkaden mit mittleren Säulenstützen besonders betonst Diese Doppelarkaden sind zwischen zwei Mauerzügen eingespannt, sie besitzen besonders breite und hohe Bogen und öffnen sich breit gegen die Nebenschiffe, so daß diese nicht mehr als geschlossene Seitenschiffe wirken. Es meldet sich hier die Querachse, welche eine Vorahnung der Kreuzkuppelkirchen bildet, also eine Absage an den basilikalen Richtungsbau, so daß die neue Metropole in Mesembria einen Übergang zu ganz anderen Gestaltungen bildet, die in die Zukunft weisen. Auch nach außen kommt die Querachse zur Geltung, und zwar durch die beiden Seitenportale, welche von breiten Wandpfeilern flankiert und von einem über die horizontale Linie der Dächer hinausreichenden Blendbogen und einem runden Giebelabschluß gekrönt werden [14]. Alles Vorankündigungen zentraler Kreuzanlagen, obwohl in unserem Bau der basilikale Gedanke sowohl durch die Tiefenorientierung als auch durch das Fehlen der Wölbung noch vorherrscht und somit die archaische Tradition der Basilika fortsetzt.

 

Die großen Veränderungen des Altarraumes, vor allem seine Verräumlichungstendenzen, die Einführung der Nebenräume, ihre Verbindung mit dem Altarraum, ferner die Ausbildung des Raumes vor der Apsis, hängen engstens mit der hauptstädtischen frühbyzantinischen Architektur zusammen. Sie haben zwei Ursachen: die Wiederbelebung der monumentalen Raumarchitektur im justinianischen Zeitalter und die großartige Entfaltung der byzantinischen Liturgie. Die Einführung der drei Apsiden und der Altarabschluß aller unserer basilikalen Anlagen (Fig. 2—7) erscheint trotz durchaus archaischer Züge und lokalbedingter Gebundenheit, von früh- und mittelbyzantinischen monumentalen Wölbungsbauten beeinflußt. Diese Neugestaltung des Altarraumes springt besonders scharf in die Augen, wenn wir unsere spätere Gruppe von Basiliken (Taf. II, 2—7) mit der früheren Gruppe (Taf. I, 1—10) vergleichen. Nirgends begegnen wir hier der Verbindung des Altarraumes mit den Eckräumen, alle Anlagen haben nur eine Apsis.

 

Zum ersten Mal wird dieses alte Prinzip in Pirintch-tepe bei Varna (Taf. II, 1) aufgegeben, wo die geschlossenen, mit dem Altarvorraum durch Eingänge verbundenen Eckräume erscheinen, aber sie bilden noch keine Apsiden, so daß man eher annehmen würde, daß wir es in dieser Anlage noch mit einem Übergangsbau zu tun hätten, trotz mancher stilistischer Ähnlichkeiten, die ihn mit dem ausgebildeten und ganz gereiften System der Altarausbildung von Aboba-Pliska verbindet [15].

 

 

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Die Verräumlichung des Altarraumes, dessen Folge eine Verselbständigung des ganzen Altarkomplexes war, hangt mit der Einführung der pomphaften Liturgie, vor allem dem „Großen Einzug", zusammen, der sich von den Nebenräumen heraus durch den Gemeinderaum zum Altarraum bewegt und eine Art räumlicher Schaubühne zur Voraussetzung hatte. Daher rückt in der frühbyzantinischen Architektur der Altar immer mehr aus der Apsis in den Gemeinderaum hinein, er wird von einem Teil des Altarraumes umgeben, in dem sich die pomphaft prozessionalen Vorgänge abspielen. Daher die Verräumlichung, das allmähliche Aufgeben der Tiefenstaffelung des Raumes der altchristlichen Basilika, daher die Breitenausdehnung des Mittelschiffes und die bühnenhafte Überschaubarkeit des Altarraumes, daher wohl auch die Vorliebe für Emporen, von denen aus man die Vorgänge am Altar klarer überblicken konnte.

 

Diese Veränderungen hängen engstens mit der Ausbildung der frühbyzantinischen Liturgie in der Hauptstadt und mit dem byzantinischen Hofzeremoniell, d. h. mit der Beteiligung des Kaisers au den liturgischen Vorgangen, zusammen. Gerade die hauptstädtische Doppellitustgie, in der nach byzantinisch cäsaropapistischer Auffassung der Kaiser als realer Gott seinen Einzug hält, hat die von uns betonte tiefe Veränderung des Altarraumes zur Folge gehabt [16]. Sie hat sich sehr bald von der Metropole in die Provinzen verbreitet, und wir finden sie auch in den Balkanländern.

 

In dieser Beziehung ist die große Basilika von Aboba-Pliska nochmals hervorzuheben, da ihre Bedeutung in diesem Zusammenhang in ein neues Licht rückt (Taf. II, 2).

 

Diese Kirche gehört zu den größten und monumentalsten Basiliken der Balkangebiete (Hauptschiff 35 X 13,70). Sie besitzt den reichsten Altarabschluß, zwei entwickelte Vorhallen und einen großen Vorhof mit einem großangelegten Portalabschluß. Man ist versucht, sie hinsichtlich der Komplexität mit den größten römischen Basiliken, etwa der Peterskirche oder der Paulsbasilika in Rom, in Beziehung zu bringen.

 

Wir finden keine ähnlichen basilikalen Anlagen in der gleichzeitigen hauptstädtischen Architektur des 9. und 10. Jahrhunderts, und es scheint alles dafür zu sprechen, daß die Basilika in Aboba-Pliska aus der oben nachgewiesenen lokalen Bautradition entstanden ist. Dieser Umstand gewinnt eine besondere Bedeutung, denn es handelt sich hier um eine der frühesten Bauanlagen des unter dem Zaren Boris (855—888) im Jahre 864 zum orthodox-byzantinischen Christentum bekehrten ersten bulgarischen Reiches. Diese scheinbare baugeschichtliche Unabhängigkeit von Konstantinopel ist um so auffallender, als die Bekehrung zum Christentum von Byzanz aus erfolgte.

 

 

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Die Tatfache Beweist, daß auf bulgarischem Boden die seit der spatantiken und altchristlichen Zeit bestehende Bautradition sich ununterbrochen bis ins 9. Jahrhundert erhalten hat und daß allein auf diesen Grundlagen die Entstehung der monumentalen Basilika in Aboba-Pliska erklärbar ist. Im Gegensatz zu anderen von Byzanz aus christianisierten Gebieten wurde hier auf bulgarischem Boden nicht nur eine höhere christliche Kulturschicht vorgefunden, sondern auch eine höher entwickelte Architektur, so daß eine direkte Aufoktroyierung der hauptstädtischen Architektur nicht zu erfolgen brauchte. Die einheimische Tradition war stark genug, um auch den neu entstandenen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, wenn auch, wie wir dies bereits öfters hervorgehoben haben, der bulgarischen Architektur im Vergleich zur hauptstädtischen Entwicklung ein „archaischer Charakter" anhaftet.

 

Die Balkanländer bilden in dieser Beziehung eine einzig dastehende „Enklave" zwischen der abendländischen und byzantinischen Kultursphäre, ein Kultursammelbecken, welches am zähesten, bis ins Mittelalter hinein, die spätantiken und altchristlichen Kultur- und Kunsterrungenschaften bewahrte. Die neuen Umwälzungen, die mit der Gründung des ersten bulgarischen Staates zusammenhängen, haben diese griechisch-römische Stadtkultur vorgefunden und sind sozusagen in diese bereits bestehende höhere Kulturschicht hereingewachsen. Die Christianisierung ist daher in Bulgarien nicht lediglich die Aufoktroyierung einer fremden höheren Kultur auf eine heidnische Bevölkerungsschicht, sondern teilweise eine Anerkennung der bereits vorhandenen Verhältnisse, eine offizielle Anerkennung des Christentums und feiner Kultur, das unter der städtischen Bevölkerung dieser Gebiete in ununterbrochener Fortsetzung seit mehreren Jahrhunderten bereits bestanden und seine Kultur- und Kunstformen bereits ausgeprägt hat.

 

Nun ist aber die Basilika in Aboba-Pliska eine monumentale Anlage, die alle gleichzeitigen Bauten auf bulgarischem Boden überragt. Wie ist diese Monumentalisierung zu erklären? Hierfür reichen die lokalen Kunsttraditionen nicht mehr aus. Wohl war sie eine fürstliche Gründung und hängt mit der Errichtung der Residenzen der bulgarischen Zaren zusammen; aber nicht diese Tatsache an sich erklärt ihre Monumentalität, sondern die Tatsache, daß die bulgarischen Zarenresidenzen den neuen Beziehungen zur byzantinischen Hauptstadt eine Steigerung über die lokalen Bautraditionen hinaus verdankten. Vorbildlich für die Monumentalisierung einer bulgarischen Fürstenresidenz, die sich über die einheimische griechisch-römische Tradition erhoben hat, konnte nur die byzantinische Hauptstadt sein, jene Stadt, welche stets — auch eine zeitlang fürs Abendland —

 

 

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das glänzendste Vorbild für die Gestaltung eines fürstlichen Hofes mit den verfeinerten Einrichtungen abgegeben hast.

 

Diese Steigerung des monumentalen Sinnes, welcher uns aus den Anlagen in Aboba-Pliska auch noch bei ihrem heutigen Zustand entgegenweht, hat zu einer Anlehnung der hier seit langem eingebürgerten basilikalen Bauidee an die monumentale Raumarchitektur Konstantinopels geführt. Spuren dieser Anlehnung lassen sich nicht nur in den Ausmaßen und der Raumausdehnung (die Basilika ist mit dem Vorhof etwa 100 m lang), sondern auch in einigen Abweichungen von dem eingebürgerten lokalen Basilikatypus feststellen (Taf. II, 2).

 

Die Entwicklung des Altar- und des Vorhallenraumes hat unter den Balkanbasilliken in Aboba-Pliska den Höhepunkt erreicht. Der Altarraum ist nicht nur mit den zwei Nebenräumen, sondern auch mit zwei weiteren Eckräumen durch den Altarvorraum verbunden, so daß der Altarraum eine Ausdehnung erhält, wie sie sonst in keiner Anlage zutage tritt. Außerdem ist er mit der weit gegen den Gemeinderaum vorspringenden Ranzel (Ambo) räumlich in Beziehung gebracht, eine Anordnung, die an die Sophienkirche in Konstantinopel erinnert. Diese räumliche Entwicklung des Altarraumes mit Prothesis und Diakonikon und vor allem den Ecklösungen, deckt sich mit den Übergangsbauten und mittelbyzantinischen Kirchenanlagen (z. B. in Dere Ahsy in Lykien, in der sogenannten Kalender-Djami und Pammakaristos in Konstantinopel). Auch die beiden freien Raumeinheiten vor der Apsis sind dort vorgebildet. Dasselbe gilt von der monumentalen Doppelvorhalle einiger byzantinischer Kirchen (Sophienkirche, Irenenkirche, Dere Ahfy, später Hosios Lukas in Böotien).

 

Noch auffallender sind jedoch Ansätze zu Wölbungen, die sich in Aboba-Pliska bemerkbar machen. Zwar war das ganze mittlere Schiff mit einem Holzdach versehen, aber dafür war der Altarvorraum gewölbt und höchst wahrscheinlich außer den Apsiden die Eckräume, ebenso die Vorhallen [17] und die Propyläennebenräume des Vorhofes.

 

Alle diese Wölbungsansätze mit der bereits hervorgehobenen Verräumlichung des Altarabschlusses weisen auf eine Anlehnung an die hauptstädtische Wölbungsarchitektur, und zwar auf die sich neu herausbildende Kreuzkuppelkirche des 9. und 10. Jahrhunderts hin.

 

Es kommt also auf bulgarischem Boden zu einer Berührung zwischen dem „archaischen" Basilikentypus und dem Hauptvertreter der mittelbyzantinischen Raumarchitektur, der Kreuzkuppelkirche. Die Monumentalisierung war ohne diese Anlehnung nicht mehr denkbar: die in der Hauptstadt längst überwundene Bauidee mußte sich diese „Modernisierung", wenn der Ausdruck hier gestattet ist, gefallen lassen.

 

 

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Zwar hat diese nur Teile der basilikalen Anlage ergriffen, ohne die basilikale Grundauffassung zu verändern, aber dieser Kompromiß beweist, daß die archaische Basilika den Anforderungen der Zeit Rechnung tragen mußte.

 

Auch die innere Raumgestaltung der Basilika in Aboba-Pliska hat Veränderungen aufzuweisen, die eine Abweichung von der Tradition bedeuten. Die Nebenschiffe sind von dem Hauptschiff nicht durch fortlaufende Bogenarkaden getrennt, sondern abwechselnd durch Mauerzüge und hereingestellte Säulenarkaden. Nicht mehr die Arkade ist dominierend, sondern die homogene Mauer, aus der die Arkadenmotive herausgeschnitten werden. Es wechseln also nicht Pfeiler mit Säulenarkaden ab, sondern aus einer durchlaufenden Wand wurden Säulenstellungen und Türöffnungen ausgespart.

 

Durch diese Unterordnung der Säulenstellung der Mauerwand gegenüber ist die rhythmische Bewegung der Tiefe zu, ein Hauptgestaltungsmoment der „klassischen Basilika", unterbunden worden [17a] nicht die rhythmische Bewegung der Tiefe zu und die Durchbrechung der Wand in dichten Raumintervallen, sondern die Geschlossenheit der Wand mit ruhenden Flächen, nur in Abständen durch die Arkaden unterbrochen, ist für das neue Raumempfinden ausschlaggebend. Also auch hier die zunehmende Bedeutung der Wand, der begrenzenden, sperrenden Schale des Raumes, welche den wachsenden Einfluß der Raumarchitektur verrät [18].

 

Auch darin bedeutet die Basilika in Aboba-Pliska etwas Neues, daß sie die großzügige Überschaubarkeit und Bühnenartigkeit des Altarraumes zum Ausdruck bringt: war sie doch eine fürstliche Residenzanlage und mußte durch die pompöse byzantinische Liturgie und das übernommene byzantinische Hofzeremoniell ähnliche Wirkungen anstreben wie die kaiserlichen Palastkirchen am Goldenen Horn.

 

Vergleichen wir mit ihr die anderen mittelalterlichen basilikalen Anlagen in den Balkangebieten, so finden wir trotz großer allgemeiner Übereinstimmungen keine so reichhaltige Raumgestaltung und keine derartige Annäherung an die hauptstädtische Raumarchitektur wie in Aboba-Pliska. Zwar treten auch sonst Wölbungsabsichten stärker in Erscheinung (z. B. in der Meeresbasilika in Mesembria), aber Ecklösungen kommen nirgends auf. Und je weiter nach dem Westen (Prespa, Ochrid) wir fortschreiten, um so schwächer ist die Anpassung an die Kreuzkuppelkirche, um so stärker herrscht noch die alte basilikale Tradition vor. Nirgends ist eine Unterordnung der Arkade unter die homogene Mauermasse zu spüren, überall herrscht die rhythmisch der Tiefe nach fließende Säulen- oder Pfeilerarkade vor.

 

 

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Aus dieser Reihe fällt einzig die Sophienkirche in Ochrid heraus, da sie die größte Konzession an den Wölbungs- und Raumgedanken macht: das ganze, von einer mächtigen Tonne überwölbte mittlere Schiff ist ohne Emporen (Taf. II, 6) und nicht überhöht und wird mit den seitlichen Schiffen von einem gemeinsamen Dach überdeckt. Die ganze Anlage macht daher nach außen einen schweren, massigen, ungegliederten Eindruck (Abb. 1); im Innern ist sie ganz in Dunkel gehüllt. Nun fragt es sich, ob ihre heutige Gestalt der ursprünglichen entspricht, da sie dreimal umgebaut worden ist. Nur der östliche Teil, wahrscheinlich eine Gründung des Erzbischofs Leon (1036—1056), hat sich besser erhalten [19]. Vieles spricht dafür, daß die heutige Überwölbung (die Gewölbe im Schiff sind leicht zugespitzt) einem späteren Umbau zugehört, und es ist eher anzunehmen, daß der ursprüngliche Bau ähnlich wie die Achillskirche im kleinen Prespasee ungewölbt und das Mittelschiff überhöht war und somit stilistisch aus der Reihe unserer Anlagen nicht herausgefallen ist. Es liegt daher kein zwingender Grund vor, hier orientalische Einflüsse anzunehmen. Dagegen besteht der Unterschied zu Prespa in der breiteren Pfeilerstellung und der polygonalen kantig-kristallinisch geschlossenen Apsis. Die Anlage im kleinen Prespasee [20] ist ihrem Charakter nach mehr basilikal, während sich in Ochrid, nach der Hellenisierung des Ochrider Patriarchates durch den byzantinischen Sieg vom Jahre 1018, stärkere byzantinische Einflüsse geltend machten.

 

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Etwas abseits von der hier dargestellten Entwicklung der basilikalen Form der kirchlichen Architektur in den Balkanländern steht die Verwendung der basilikalen Bauform bei profanen Palastanlagen in den bulgarischen Hauptstädten von Aboba-Pliska und Preslav. Leider haben sich von den bulgarischen Palastanlagen nur Überreste in Aboba-Pliska erhalten. Sie wurden in den Jahren 1899—1900 von russischen Forschern ausgegraben und veröffentlicht [21]. Während der sogenannte „kleine" Palast für Wohnzwecke bestimmt war und kein größeres kunsthistorisches Interesse erweckt, bilden die Überreste des „großen" Palastes, der einen isolierten Prunksaal enthalten hat, ein gutes Beispiel einer mittelalterlichen bulgarischen Palastanlage.

 

Auf dem erhaltenen Unterbau aus mächtigen Quadermauern hat sich der eigentliche Palastsaal im ersten Stock erhoben, zu dem eine Treppe in der Vorhalle hinaufführte. Nach einer gelungenen Rekonstruktion Krsto Mijatevs besaß der obere Thronsaal die Form einer dreischiffigen Basilika mit Apsis und zwei Nebenräumen [22].

 

 

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Auffallend ist die blockartige Geschlossenheit der ganzen Anlage und die Einbeziehung der Apsis in den Baukörper.

 

Die kunsthistorische Bedeutung dieser Palastanlage wurde durch die verschiedenen Ableitungshypothesen über ihre architektonische Formgestaltung bereits öfters hervorgehoben. Und zwar hat man in ihr einen Zeugen der sassanidisch beeinflußten protobulgarischen Architektur erblicken wollen, welche die Bulgaren mit verschiedenen anderen Kunstformen aus ihrer ersten orientalischen Heimat eingeführt haben sollten [23]. Als stilistische Parallelen hat man die sassanidischen Paläste in Firusabad und Sarvistan herangezogen. Über nach der überzeugenden Rekonstruktion Mijatevs, wonach die erhaltenen Teile nur als Unterbau gedient haben, muß eine Abhängigkeit des großen Palastes in Aboba-Pliska von den persischen in Abrede gestellt werden. Die altpersisthen Palastanlagen sind von der Palastanlage in Aboba-Pliska grundverschieden, da sich in ihnen um einen offenen Hof kuppelüberdeckte oder längliche Räume gruppieren, jedenfalls haben wir es hier mit einer geflossenen Raumarchitektur zu tun, während die basilikale Anlage in Aboba-Pliska eine Holzüberdachung besaß. Auch die offene tonnenüberdeckte Vorhalle fehlt in Aboba-Pliska.

 

Die basilikale Gestaltung des großen Palastes in Aboba-Pliska spricht vielmehr für ihre Ableitung aus Konstantinopel. Zwar kennen wir die byzantinischen Palastanlagen am Bosporus nur aus Beschreibungen, aber diese genügen, um eine Abhängigkeit von der „Magnaura" festzustellen, einer Palastanlage Konstantins des Großen, die im 9. Jahrhundert erneuert worden ist. Auch diese Palastanlage mit dem festlichen Thronsaal hatte die Form einer dreischiffigen Basilika mit einer Apsis im Osten und war im ersten Stock errichtet [24].

 

Geschichtlich ist die Ableitung der bulgarischen Palastanlagen von der byzantinischen Hauptstadt um so begründeter, als die bulgarischen Herrscher im 9. Jahrhundert nach der Übernahme des byzantinischen Christentums in nahen Beziehungen zum byzantinischen Hofe gestanden und daher ihre Kirchen, ihre Fortifikationsanlagen und ihre Palastbauten nach Konstantinopler Mustern errichtet haben. Man hat die Bautechnik als Beweis gegen die Ableitung der bulgarischen Palastanlagen von den Konstantinoplern angeführt. Aber dieser Einwand ist nicht stichhaltig, da man Quadersteintechnik auch in Konstantinopel für rein konstruktive Zwecke angewendet hat (z. B. bei den Hauptpfeilern der Sophienkirche). Es ist auch möglich, daß diese Bautechnik sich in ununterbrochener Tradition in Bulgarien aus der griechisch-römischen Zeit erhalten hat und in den Palastbauten wiederverwendet wurde [25].

 

 

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Sicher ist, daß die bulgarischen Palastanlagen als Vertreter einer protobulgarischen Architektur ausscheiden müssen, jedoch auf enge Beziehungen zu der Konstantinopler Baukunst hinweisen.

 

 

2. Die Kuppelbasilika

 

Neben den erwähnten archaischen Strömungen in der Baukunst der Balkanländer gab es eine andere Richtung, die sich noch enger an die byzantinische hauptstädtische Architektur angeschlossen hat. Diese zweite Richtung nimmt ihren Ausgangspunkt von den byzantinischen Provinzen auf dem Balkan, hauptsächlich von Thrazien aus, und beeinflußt die angrenzenden Gebiete des mittleren Balkans, und von da aus dringt sie auch in die westlichen Gebiete ein, obwohl sie sich hier nicht so durchzusetzen vermag wie im Osten.

 

Die byzantinische Richtung unterscheidet sich von der archaischen dadurch, daß sie die seit dem 6. wiederbelebte Wölbungs- und Raumarchitektur in die Balkanländer einführt und so neue Grundlagen für die ganze spätere Entwicklung der Baukunst vorbereitet.

 

Wir haben bereits bei der archaischen Richtung auf die Berührung mit den Problemen der hauptstädtischen Architektur hingewiesen; trotzdem kam es in den basilikalen Anlagen noch nicht zur Einwölbung. An einer Reihe von Anlagen, die wir aus Taf. III, Fig. 1—4 zusammengestellt finden, können wir das fortschreitende Eindringen der frühbyzantinischen Architektur in die Kuppelbasiliken beobachten.

 

Eine Vorstufe der Kuppelbasilika bildet die Anlage in Belovo (Taf. III, 1). Wir haben es hier noch mit einer basilikalen Anlage zu tun, ähnlich der in der alten Metropole in Mesembria, aber sie ist bereits eingewölbt, und zwar sowohl im Mittelschiff als auch in den Nebenschiffen [26]. Die Überwölbung hat bereits das ganze konstruktive System der Basilika verändert: es fehlen Emporen, statt dessen sind gedrückte Entlastungs-Halbbogen mit dazwischengespannten Gewölben vorhanden, welche elastisch die schwere Last der Gewölbe auffangen, die Pfeiler haben eine kreuzartige Form angenommen. Es kommt darin das bereits in der Spätantike ausgebildete Prinzip der Verlegung der konstruktiven Verstrebungen in die Umgänge zum Ausdruck. Im Rauminnern, d. h. im Hauptschiff, das vom geschlossenen optischen Raumeindruck beherrscht wird, ist das materielle Spiel der architektonischen Kräfte den Augen des Beschauers entrückt worden.

 

Diese tiefen Veränderungen haben sich in der frühbyzantinischen Architektur vollzogen, und die gewölbte Basilika von Belovo scheint eine der ersten Vorboten des neuen Stiles zu sein.

 

 

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Sie dürfte noch in die frühjustinianische Epoche fallen, da nur eine Apsis vorhanden war und die Eckräume keine ausgebildete und für sich geschlossene Form verraten [27].

 

Aber schon die drei nächsten Anlagen, die Kuppelbasiliken von Derekler in Philippi (Taf. III, 2), die Eliaskirche bei Pirdop (Taf. III, 3) und in Caričin Grad bei Lebane (Taf. III, 4), spiegeln die reife hauptstädtische Architektur der justinianischen Epoche wider. Ein Hauptproblem der justinianischen Architektur kommt hier zur Geltung: die Synthese zentraler, kuppelüberwölbter Raumarchitektur und tiefenbetonter Basiliken. Daß dieses Problem noch mit der Lösung gerungen hast beweist die schwankende Unsicherheit in dem Verhältnis zwischen Kuppel und Gemeinderaum. In Derekler bildet die Kuppel noch einen Teil des Altarraumes und schließt unmittelbar an die Apsis an. Es ist die Verräumlichungstendenz des Altarraumes, die sich in dieser baldachinartigen Bekrönung des Altarraumes spiegelt und so die ganze Wucht der Kuppelwirkung in die Tiefe verlegt. Basilika und Kuppel durchdringen sich noch nicht organisch, sondern leben wie zwei Fremdkörper nebeneinander, weder kommen die kurzen Vorderarme der Basilika zur Geltung, noch ist die beherrschende Tendenz der Kuppel gesichert. Anderseits macht sich in der Anlage bereits deutlich der querschiffartige Charakter bemerkbar, der sich an die Grundgestaltung der Irenenkirche in Konstantinopel anschließt, ohne jedoch deren ausgeglichenes Verhältnis zwischen Kuppel und Altarraum zu erreichen, jedenfalls schließt sich die Kuppelbasilika in Derekler eng an die frühbyzantinische Wölbungsarchitektur an, welche die lokalen basilikalen Bautraditionen langsam zu verdrängen beginnt [28].

 

Organischer ist bereits der Durchdringungsprozeß in der großangelegten Kuppelbasilika von Pirdop. Der Altarraum ist durch ein breites Tonnengewölbe genau wie in der Irenenkirche in Konstantinopel von dem Kuppelraum geschieden, so daß die Kuppel zwischen Altar und Gemeinderaum zu vermitteln scheint. Kuppelraum und basilikale Tiefenstreckung, d. h. der zentrale und basilikale Gedanke, streben eine harmonische Verbindung an: die Kuppel bildet eine sähe Unterbrechung, da sie sich nach den Seiten zu nicht frei öffnet wie in Derekler, also keine querschiffartige Lösung, sondern der Raum ist geschlossen und die Arkaden führen sowohl im Erdgeschoß als auch in den Emporen die rhythmische Tiefenentfaltung fort. Bewegung in die Tiefe und die in Sphären ausklingende, in sich ruhende Wirkung der Kuppel streben einen harmonischen Ausgleich an. Dazu kommt, daß die Last der Kuppel von den Umgängen aufgefangen wird, also vor dem Beschaner verborgen wird und eine echt byzantinische Illusion des leichten Schwedens erweckt [29].

 

 

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Hier ist bereits eine weitgehende Anlehnung an die justinianische Architektur (Irenenkirche in Konstantinopel) bemerkbar.

 

Die letzte Lösung im Ringen um die harmonische Verbindung von Kuppel bzw. überwölbtem Raum und «Basilika bildet die Anlage in Caričin Grad bei Lebane (Taf. III, 4). Die Kuppel rückt fast in die Mitte des Gemeinderaumes. Eine Harmonie zwischen basilikaler Tiefenrichtung, d. h. der dynamischen Bewegung und dem zentralruhenden gewölbten Raum wird nun angestrebt. Es entsteht dadurch eine Tendenz zur Verschmelzung beider Richtungen, die bereits den Kreuzkuppelgedanken der mittelbyzantinischen Architektur vorausahnen läßt. Es ist dabei nicht wichtig, ob dieser Bau tatsächlich eine vollentwickelte und voll gewölbte Kuppel besessen hat, sondern daß der mittlere Raumteil der Basilika durch einen überwölbten Überbau besonders hervorgehoben erscheint. In dieser neuen Gestaltung wird die frühbyzantinsche Bauidee einer Harmonisierung von zentralem Kuppelbau und Basilika bereits klarer angekündigt [30].

 

Etwas abseits von den erwähnten Lösungen steht der rätselhafteste Bau auf bulgarischem Boden, die Sophienkirche in Sofia (Taf. III, 5).

 

Sie gehört ihrem ganzen Stilcharakter nach der Gruppe der Kuppelbasiliken an. Man möchte sie nicht gern aus der Gruppe dieser Schwesterbauten ausscheiden. In ihrer geschlossenen Raumwirkung, ihren schweren Gewölben in Haupt- und Nebenschiffen, ferner in ihrer massig blockartigen Außengestaltung erinnert sie an die Basilika in Belovo. Auch sonst scheinen viele Merkmale für ihren justinianischen Ursprung zu sprechen: der Außendekoration fehlt jede plastische Gliederung, wir haben es mit einer Anhäufung von kubisch-geschlossenen Blockeinheiten zu tun, bei denen einzig die scharfen kantigen Linien der Mauerabschlüsse gliedernd wirken und die Fensteröffnungen nur als optische Belebung der Flächen verwendet werden. Dem kristallinischen Gesamtcharakter der Anlage paßt sich ebenfalls die kantig-polygonale Apsis an. Die Giebelabschlüsse der Querarme muten beinah noch altchristlich an. Auch im Innern fallen frühbyzantinische Merkmale in die Augen: die geräumige, mehrteilige Vorhalle und die Empore darüber erinnern an die Vorhalle der Sophienkirche in Konstantinopel, vor allem erinnert die Kreuzgewölbeform ohne Rippen in technischer und formaler Beziehung an spätantike und frühbyzantinische Gewölbekonstruktionen. Anderseits ist man überrascht, wie ähnlich die äußere Gesamterscheinung der Sophienkirche, vor allem die basilikale Horizontalstreckung, die Überhöhung des Mittelschiffes, die flach zugespitzten Giebelabschlüsse und das stark vorspringende Ostquerschiff, der alten Petersbasilika in Rom ist,

 

 

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so daß man versucht wäre, bei der Zeitbestimmung noch in die vorjustinianische Zeit zurückzugreifen.

 

Trotz dieser Ähnlichkeit mit der altchristlichen und frühbyzantinischen Baukunst gibt es aber Stilmerkmalst die einer anderen Zeit zu entstammen scheinen. Was die Sophienkirche von den altchristlichen und frühbyzantinischen Anlagen unterscheidet, ist vor allem die einem lateinischen Kreuz (crux immissa) gleichende Bildung des Querschiffes und des Altarraumes, die ausgeschiedene Vierung und ihre Begleiterscheinung, der quadratische Schematismus mit einem noch recht schüchternen und unregelmäßigen Versuch, in den Haupt- und Nebenschiffen ein gebundenes System einzuführen [31]. Das sind aber alles Stilmomente, welche weder in der altchristlichen noch in der früh- oder mittelbyzantinischen Architektur auftreten. Ein Blick auf einige romanische Querschiffanlagen des 10. und 11. Jahrhunderts wie z. B. die Kirche in Gernrode, den Dom in Hildesheim (Taf. III, 6), die Peter- und Paulskirche in Hirsau oder die großen rheinländischen Kirchen und Kathedralanlagen wie die Stiftskirche in Limburg oder den ursprünglichen Bau des Domes in Speyer überzeugt, daß wir es in der Sophienkirche in Sofia mit einer der romanischen Grundidee ähnlichen Querhansanlage in der Form eines lateinischen Kreuzes mit ausgeschiedener Vierung zu tun haben.

 

Trotz diesen auffallenden Parallelen erheben sich starke Bedenken gegen die romanische Entstehung der Anlage. Die restlose Überwölbung sämtlicher Räume, die Wölbungstechnik, das Fehlen jeder plastischen Gliederung im Innern und am Außenbau, die Gestaltung der Vorhalle, die polygonale Apsis, die Vorherrschaft der glatten Wand — um nur das Wichtigste zu erwähnen, gehen doch auf oströmische gewölbte Basiliken wie Belovo zurück [32].

 

Die Kuppelbasilika, wie sie in den frühbyzantinischen Anlagen zutage tritt, hat, wie erwähnt, den Weg zu neuen Wölbungsproblemen in den Balkanländern gebahnt. Sie blieb sicher nicht ohne Einfluß auf eine sehr verbreitete mittelalterliche Bauform der Balkanländer, die in einem anderen Zusammenhang erörtert werden soll.

 

 

3. Die zentrale Kuppelanlage

 

Der Zentralkuppelbau hat in den Balkanländern ebenfalls einen alten römischen und spätrömischen Stammbaum. Es sind römische Thermen- und Memorialanlagen und altchristliche Baptisterien, die diese Raumform in den Balkanländern eingeführt haben, und auf dieser Grundlage fand in der frühbyzantinischen und mittelalterlichen Periode eine Weiterentfaltung dieser Bauart statt.

 

 

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Auf Taf. IV, 1—4 sind die wichtigsten Zentralkuppelanlagen zusammengestellt, sie reichen von der mittelrömischen bis in die mittelbyzantinische Zeit.

 

Man kann zwei Typen von Zentralanlagen unterscheiden. Zu dem einfachen Typus mit einem Nischenkranz ohne Umgänge gehört die Thermenanlage in Sofia aus dem 3. Jahrhundert (Taf. IV, 1), welche später in die Georgskirche umgewandelt wurde [33], und die berühmte Rundkirche in Preslav in Nordostbulgarien (Taf. IV, 2). Der reichere Typus mit Umgängen wird in der roten Kirche von Peruštica (Reg.-Bez. Plovdiv) (Taf. IV, 3) in Thrazien verkörperst während eine Mischung beider Typen sich in dem Mausoleum von Caričin Grad bei Lebane in Serbien erhalten hat (Taf. IV, 4).

 

Alle erwähnten Anlagen sind Vertreter der römischen und spätrömischen Rundbauten, und zwar in einem früheren und späteren Entwicklungsstadium. In dem ersten Typus (Thermenanlage von Sofia) überwiegt die wenig gegliederte, nur in Nischen ausladende Mauerhomogenität. Diese wird in dem Rundbau von Preslav durch die vermehrte Zahl der Nischen und die Säulenstellungen räumlich belebt und barock differenziert, in dem nächsten Stadium (Peruštica) durch die Einführung von Umgängen, welche eine reiche Steigerung der optischen Auslösung der einheitlichen Mauermassen erfahren. Diese Umwandlung hat sich in der spätantiken und altchristlichen Periode vollzogen und deren berühmte Vertreter sind in den verschiedensten Stadien dieses Auflösungsprozesses sowohl in den weströmischen als auch frühbyzantinischen Denkmälern bekannt (Hadriansvilla in Tivoli, S. Lorenzo in Mailand, San Vitale in Ravenna, Sergius-Bacchus-Kirche in Konstantinopel; weitere Beispiele in den Balkanländern; die sogen. Stoen Hadrians in Athen, der Vierkonchenbau in Adrianopel [34]. Das Mausoleum in Caričin Grad bildet eine Verschmelzung beider Typen, bei der die Umgänge nicht ganz klar zum Vorschein treten, sondern sich in Ecklösungen verwandeln, die mit dem Zentralraum durch schmale Türöffnungen verbunden sind. Eine Belebung des Innenraumes erfolgt auch hier wie in dem Rundbau von Preslav durch Eckpfeiler mit Säulen, obwohl die vierkonchenartige Raumbildung sich an den Bau der Gruppe von Peruštica anschließt [35].

 

Abgesehen von dem Zusammenhang dieser Anlagen mit der ganzen mittel- und spätrömischen Bauentwicklung und der daraus sich ergebenden Baukontinuität in den Balkanländern, können wir an Hand dieser ausgewählten Beispiele vor allem die kunsthistorische Bedeutung der Rundkirche von Preslav näher bestimmen, die bereits als Ableger der römischen Rundbauten ins Mittelalter hineinragt.

 

 

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Ein vergleichender Blick auf die Rundkirche in Peruštica, also eine Anlage, welche am Ende der spätantiken Rundbauentwicklung steht, überzeugt, daß die Rundkirche in Preslav, trotz dem neuen Sinn für Monumentalisierung, eher einen Rückfall in ein einfacheres Entwicklungsstadium bedeutet. (Taf. IV, 2, 3). Sie besitzt erstens keine Umgänge, und zweitens ruhte die Kuppel unmittelbar auf dem Kuppelrund und wurde nicht durch Pendentifs in einen durch Pfeiler angedeuteten quadratischen Grundriß überführt. In Peruštica eine gewollte Auflösung des mittleren Raumes mittels durchbrochener Nischenwände und die Entlastung der Kuppel, welche mit der Wucht ihres Gewölbes nicht den Raum erdrückt, sondern durch sphärische Pendentifs und verschleierte Verstrebungen der Umgänge den Eindruck eines leichten Schwebens hervorruft, so als ob sie von allen stofflichen Mitteln sich befreien wollte. In Preslav das Gegenteil davon: der mittlere Raum wird von einer Kuppel überwölbt, welche mit der ganzen Wucht ihrer Schwere auf dem Mauerrund ruht und den Eindruck einer einheitlichen Geschlossenheit der Wände und Gewölbe in uns hervorruft. Es herrscht letzten Endes eine geschlossene Mauerkontinuität vor, ungeachtet dessen, daß die Säulen sich nicht direkt an die Wände anlehnen, sondern in einer gewissen Entfernung von den Mauern stehen.

 

In der Raumgestaltung ist also ein Rückfall in ein Stadium zu verzeichnen, das durch Anlagen vertreten wird, welche vor der Anlage in Peruštica und verwandten Bauten entstanden sind. Es ist wie eine Rückkehr zum Stadium des thermalen Rundbaus in Sofia, bzw. zu einer etwas fortgeschritteneren Stufe, auf der der Innenraum durch Säulen belebt wird, wie z. B. in dem Mausoleum des Diokletianspalastes in Spalato (Taf. IV, 5) oder in einem Rundbau in Milet und in anderen ähnlichen Anlagen. Dabei besitzen die Säulen keine konstruktive Bedeutung, sie sind nur in den Raum hineingestellt worden, um eine barocke, auf Kontraste von Licht und Schatten und plastischen Werten berechnete Wirkung zu steigern. Es entstehen dadurch optisch-malerische Überschneidungen, die wenigstens teilweise die monotone Flächenwirkung der Wand unterbrechen, aber gleichzeitig auch die plastisch-körperliche Wucht des Innenraumes zur Geltung bringen.

 

Der Rundbau in Preslav bildet daher in baugeschichtlich-formaler Beziehung einen entscheidenden Rückfall in ein „barockes Stadium" der römischen Architektur, das sowohl vor die spätantike als auch vor die früh- und mittelbyzantinische Epoche zurückreicht.

 

Dieser Rückfall bedeutet einen stilistischen Analogiefall zu der Entwicklung der Basilika, vor allem zu dem reichsten Zeugnis der basilikalen Anlage, welches wir unweit von Preslav in Aboba-Pliska festgestellt haben.

 

 

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Wir haben es hier mit einem auffallend ähnlichen Archaismus zu tun, nur daß er sich diesmal auf einen Rundbau erstreckt, dessen Entstehung ähnlichen historischen Umständen zu verdanken ist wie die Basilika in Aboba-Pliska. Dieses archaisierende Stilgesetz scheint die Baudenkmäler beider bulgarischer Residenzen zu beherrschen und ihnen einen lokalbedingten, historisch einmaligen und daher originellen Stempel zu verleihen. Man kann sich diese Erscheinung kaum anders als so erklären, daß in diesen Gebieten eine starke lokal gebundene Bautradition bis ins Mättelalter hinein vorgeherrscht haben muß.

 

Nichtsdestoweniger ist der Rundbau von Preslav ebenso wie die Basilika in Aboba-Pliska von Byzanz aus beeinflußt worden. Nicht nur in liturgischer Beziehung durch die Verräumlichung der Apsis, d. h. des Altarraumes, das Vorrücken des Ambos bis in die Mitte des Rundbaus, durch die Emporen der Vorhalle, sondern auch in der inneren Raumausschmückung. Geht die allgemeine Bauidee auf einen mittelrömischen Zentralbau des ausgehenden 3. Jahrhunderts zurück, so ist anderseits die innere Ausschmückung der Wände durch eine Vermehrung farbig-illusionistischer Mittel der byzantinischen Raumgestaltung angepaßt worden. Die hellenistisch-römische Barockwirkung ist durch Steigerung der koloristischen Mittel, und zwar durch Marmorbelag, Mosaiken und glasierte Keramik, weitgehend gedämpft worden. Aus den Überresten dieser überreichen Innenausschmückung läßt sich zwar das Verhältnis dieser verschiedenen Dekorationsarten zu einander nicht mehr bestimmen [36], aber aus den vorgefundenen Resten geht hervor, daß die ganze Wandausschmückung den Stilgesetzen einer Wandauflösung in Farben entsprach, wie sie dem Illusionismus der byzantinischen Raumarchitektur gemäß war. Nicht nur die Wandflächen waren mit glasierten Tonplatten und Marmorbelag bedeckt, sondern auch einzelne Architekturstücke, wie polygonale Säulchen, wurden durch eine reiche Inkrustation in farbig-dekorative Wirkungen verwandelt. Auch die vegetativen Motive der glasierten Tonplatten verraten eine Vorliebe für abstrakte Stilisierung der Rosetten und verschiedener Palmetten. Aber der gesamte Motivenschatz geht nicht über die Grenzen der byzantinischen Ornamentik hinaus. Seltener sind figurale Darstellungen von Heiligenköpfen und Engeln in Medaillonform in Büsten — man hat das Gefühl, daß in der Dekorationsweise der Rundkirche von Preslav noch die Zeit des Ikonoklastenstreites nachklingt. Die Farbenzusammenstellung ist eher bunt-polychrom mit grellen Kontrasten, in denen Ockergelb, Grün, Rot und Blau vorherrschend sind.

 

Der Gesamteindruck in der sonst bis setzt nicht feststellbaren Zusammensetzung von Marmorplatten, Mosaik und glasierten Tonplatten entbehrt der für die byzantinische Kunst klassischen Aufeinanderbeziehung von Marmorinkrustation und Mosaik und war daher etwas derber,

 

 

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in der Farbenzusammenstellung greller, entsprach aber auch in dieser Form der Auflösung der stofflichen Wirkung der Wand durch farbig-illusionistische Mittel [37].

 

Einer, auf eine spätrömische Bauidee zurückgehenden, architektonischen Form hat sich die echt byzantinische Raumwiedergabe bemächtigt: wohl ein Anachronismus in der byzantinischen Hauptstadt, aber kein Anachronismus in der Residenzstadt der bulgarischen Zaren, wo die noch fortwirkende antike Bautradition eine Belebung und Monumentalisierung durch die Anpassung an die byzantinische Hauptstadt erfährt [38]. Daher ist die Anlage von Preslav keine fremde Schöpfung, sondern organisch-historisch gewachsen und durchaus diesen historisch wirksamen Kräften entsprechend, aus denen das erstarkende bulgarische Reich, in das helle Licht der Geschichte vorstoßend, ruhte [39].

 

Der Bau der Rundkirche von Preslav wird wohl mit Recht mit dem Zaren Simeon (893—927) in Verbindung gebracht. In der byzantinischen Hauptstadt erzogen, war er seiner Bildung nach Halbgrieche [40]. Es ist daher nicht zu verwundern, daß er seine neue Hauptstadt in Preslav nach byzantinischen Vorbildern errichten wollte. Er nahm auch das byzantinische Hofzeremoniell und den byzantinischen Zarentitel an. Ein Aufschwung der Literatur bildet eine Parallelerscheinung zu den Denkmälern der Architektur. In keine andere Periode paßt der byzantinisierende Charakter des Rundbaus von Preslav besser als in die seine. Eine nähere zeitliche Bestimmung des Rundbaus ist vorderhand noch kaum möglich [41].

 

Nachträge

 

Kap. I

Die altchristliche und frühbyzantinische Kunsttradition in der Geschichte der Architektur der Balkanländer

 

 

1. Basilikale Anlagen

 

Neue Ausgrabungen, die in den Jahren 1945—1947 in Pliska vorgenommen wurden (vgl. Stamen Michajlov, Razkopki v Pliska prez 1945—1947 in „Razkopki i Proučvanija, Sofia 1949, S. 171—185) haben sechs Basiliken des Pliskatypus zu Tage gefördert (Basilika Nr. 12, Nr. 1, Nr. 15, Nr. 22, Nr. 2, Nr. 17). Es ist eine Gruppe von, dem Typus nach, gleichen dreischissigen Pfeilerbasiliken mit einer Apsis, ausgebildeten Altarraum, Nebenaltären und einer Vorhalle.

 

Diese Basiliken des „Pliska Typus" unterscheiden sich von den früheren Basiliken (Ochrid, Prespa) dadurch, daß sie nur eine geringe Anzahl von Stützen (je zwei Paare) besitzen und die Tiefenausrichtung weitgehendst aufgeben.

 

S. Michajlow findet eine auffallende Ähnlichkeit zwischen den Basiliken des „Pliska Typus" und den Basiliken in Bin-bir-kilisse (Kleinasien) und meint, wir hätten es mit einer Ausbreitung des vereinfachten Typus der hellenistischen Basilika in den Balkanländern, der aus Kleinasien und Syrien hier eingedrungen ist, zu tun. Eine Beeinflussung von Konstantinopel ist daher abzulehnen, da in Byzanz seit der justinianischen Zeit die Basilika nicht mehr austritt.

 

Andererseits hört die Basilika in den Balkanländern seit der 1. Hälfte des 11. Jh.s auf, eine selbständige Rolle zu spielen, da sie in eine Abhängigkeit zu der Kreuzkuppelkirche verfällt. Ein Vergleich der Grundrisse der neu ausgegrabenen Basiliken mit den Kreuzkuppelkirchen wie z. B. der Johanneskirche in Mesembria oder der Kirche des Hl. German am kleinen Prespasee sollen diese Abhängigkeit bestätigen. Am Schluß erklärt der Verfasser den Unterschied zwischen der offiziellen monumentalen Hofarchitektur des 9. Jh.s und den Basiliken des „Pliska-Typus". Die Hofarchitektur ist die aristokratische Baukunst, während die einfachen Basiliken des Pliska Typus die Volksarchitektur bilden.

 

Gegen diese Erklärung läßt sich folgendes einwenden: Die Tatsache, daß wir die basilikalen Anlagen im Gegensatz zu Konstantinopel in der nachjustinianischen Zeit in Kleinasien, Syrien, Palästina, auf den griechischen Inseln, in Griechenland und den Balkanländern vorfinden, — muß nicht unbedingt auf einer gegenseitigen Abhängigkeit dieser Provinzen von einander beruhen, sondern vielmehr ist es darauf zurückzuführen, daß die hauptstädtische, gewölbte Kreuzkuppelarchitektur in diesen Ländern erst später eingedrungen ist und die ältere Form der altchristlichen Basilika sich daher hier langer erhalten hat wie in Konstantinopel.

 

 

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Wir können diese Tatsache auch in der Geschichte der Malerei beobachten (Malereien der kappadokischen Höhlenkirchen).

 

Die einfachen Formen der Basilika des „Pliska Typus" müssen nicht als Produkte der Volksarchitektur im Vergleich mit der monumentalen Hofarchitektur (Aboba Pliska) bezeichnet werden, sondern als Provinzanlagen, die die hauptstädtischen Kirchenanlagen vereinfachten. Daß tatsächlich eine gewisse Annäherung zwischen einer Kreuzkuppelkirche und dem basilikalen Typus von Pliska erfolgte, beweist die Tatsache, daß die Basiliken vier Stützen in der Mitte des Hauptschisses besitzen, somit die vierstützenartige Kreuzkuppelkirche vorbereiten.

 

 

2. Kuppelbasilika

 

Die neu ausgegrabene Kirchenanlage Nr. 13 in Pliska (Grundriß Abbildung 15, S. 187—189 bei Stamen Michajlov a.a.O.) ist eine dreischiffige mit einer runden Apsis versehene Kirche, die in vielem an die Basiliken des Pliska Typus sich anschließt. Durch die Dicke der Mauern und das Ziegelmaterial aus dem sie errichtet war, erinnert sie wiederum au eine gewölbte Anlage des Typus von Belovo. Zu derselben Stilgruppe gehört auch die neuausgegrabene Kirchenanlage Nr. 4 in Preslav. Sie besitzt nur ein Paar von Pfeilern und eine runde Apsis. Alle Schiffe und die Vorhalle waren mit Tonnen überwölbt. Auch diese Anlage stammt aus dem Ende des 10. Anfang des 11. Jh.s (vgl. Stanko Stančev, Tri novorazkriti cerkvi v Preslav, Razkopki i Proučvanija, Sofia 1949, S. 86—91).

 

Zu S. 15. Da die letzten Ausgrabungen die Kuppel im Grundriß der Basilika in Caričin Grad bei Lebane nicht mehr angeben, müssen wohl Zweifel an der ursprünglichen Überdeckung dieses Raumes durch eine Kuppel aufgetaucht sein. Immerhin — ohne weiteren, in situ vorgenommenen Feststellungen vorzugreifen — wäre eine baldachinartige Überdeckung dieses Raumes möglich gewesen. Vgl. auch die Aum. 30.

 

 

 

1. Das gestellte Problem der Differenzierung der byzantinischen Architektur der Balkanländer unter abendländischem und islamischem Einfluß ruckte diese Länder in den Vordergrund, wo sich in erster Linie dieser für die Kunstgeschichte der Balkanländer so entscheidende Prozeß vollzogen hat (Serbien, Mazedonien, Bulgarien, Walachei und Moldau). Andere Gebiete, in denen dieser Prozeß nicht diese entscheidende Rolle spielte, wie Griechenland, der Westbalkan und Dalmatien, wurden wegen ihrer mehr einheitlichen Bauentwicklung nur insoweit herangezogen als sie an diesem Prozeß beteiligt gewesen sind.

 

2. Weitere Beispiele die ehemalige Basilika in Scupi und die neuentdeckte Basilika von Dolenjci. Vgl. Fr . Mesesnel, Ausgrabungen einer altchristlichen Basilika in Suvodol bei Bitolj: Bulletin de L'Inst. Arch. Bulg. X (1936), S. 185.

 

3. Weitere Beispiele: Die Zisternenbasilika in Tropaeum Trajani. Vgl. K. Netzhammer, Die christlichen Altertümer der Dobrudscha. 1918, S. 187.

 

4. Auf einigen Grundrissen, so bei Zimmermann, Alte Bauten in Bulgarien, Taf. I, und G. Millet, L'école grecque dans l'architecture byzantine, Paris 1916, Abb. 4, ist die Apsis rund wiedergegeben. V. Ivanova (Stari crkvi i monastiri, Godišnik na Nar. Muz. 1922—1925) und N. Maurodinov (L'église à nef unique et l'église cruciforme en pays bulgare jusqu' à la fin du XIV. s., S. 110) haben diesen Fehler berichtigt.

 

Ob die polygonal gebildete Apsis nur für den Osten charakteristisch ist oder einer allgemeinen späteren Entwicklungsphase entspricht, die auch im Westen ausgetreten ist (wie z. B. in Ravenna), bleibt vorderhand eine offene Frage.

 

5. V. Ivanova, Trois basiliques recemment deblayées à Hissar, Bulletin de L'inst. archeol. Bulg. Bd. XI (1937), S. 238—242. Alle drei Basiliken (Nr. 2, 3, 5) stammten ursprünglich frühestens aus dem 5. Jh. Die Stephansbasilika wurde im 6. Jh. umgebaut und die ursprünglich runde Apsis in eine „kantige" polygonale verwandelt.

 

 

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Es scheint hier ein Beispiel vorzuliegen, in welchem eine weströmische Basilika im 6. Jh. ihre Baugestaltung verändert hat.

 

6. Den Kapitellformen nach zu schließen, ist die Marmorbasilika in Tropaeum Trajani vorjustinianisch. Vgl. K. Egger, Die städtische Basilika in Stobi: Jahreshefte des österr. arch. Inst. Bd. XXIV, 81 Anm. 9, und Netzhammer, a.a. O. S. 201, Abb. 77.

 

Die nach Netzhammer benannte „byzantinische Basilika" in Tropaeum bildet eine Basilika mit Transept, die im allgemeinen sehr selten in den Balkanländern auftritt. Diese Transeptform, die sich von den stadtrömischen Basiliken (Lateran, Peterskirche, Paulsbasilika) unterscheidet, führt die Säulenordnung im Transept fort und spart einen großen Altarraum aus. P. Lemerle (Philippes et la Macedoine Orientale à l'epoque chretienne et byzantine. Paris 1945, S. 385—389) bringt diesen „griechischen Transepttypus" in Tropaeum mit griechischen (in erster Linie mit der Basilika A in Philippi, in zweiter mit der Demetriusbasilika in Thessaloniki und mit der Ilissosbasilika in Griechenland) und kleinasiatischen Basiliken (Perge, Korykos) in Verbindung. Die Transeptbasilika in Genezareth in Palästina und die Menasbasilika in der Menasstadt in Agypten gehören einem anderen Typus an. Es steht wohl kaum etwas im Wege, die Transeptbasilika in Philippi-Tropaeum mit der Ausbildung der hauptstädtischen Liturgie in Beziehung zu bringen.

 

7. Die Basilika in Palikura ist nicht datiert. Die Verwendung von Architekturstücken würde für eine Datierung nach 500 sprechen. Vgl. Hald, Auf den Trümmern Stobis, Stuttgart 1917.

 

8. Die Basilika in Stobi wird auf Grund ihrer Kapitelle von Egger, a.a.O. um 500, von K. Kautsch, Kapitellstudien, Beiträge zu einer Geschichte des spätantiken Kapitells im Osten vom vierten bis ins siebente Jahrhundert, Berlin-Leipzig 1933, S. 172 und 152 um die Wende des 5—6. Jh.s datiert und ihre Abhängigkeit von der Demetriusbasillika in Saloniki hervorgehoben. E. Kitzinger, The town of Stobi, Dumbarton Oaks Paper 3 (1946) 104 ff. verlegt sie bereits ins erste Viertel des 6. Jh.s und bringt sie mit der justinianischen Ornamentik in Zusammenhang. Tatsächlich besteht zwischen dem mit stark durchbrochenen Akanthusblättern geschmückten jonischen Kämpferkapitell in Stobi (vgl. I.N. Stojković, Jonski impost-kapiteli iz Makedonije i Srbije, Zbornik Radova Bd. XXI, Vizantološki Institut Bd. I, Belgrad 1952, Abb. 5) einerseits, den Kapitellen derselben Form in der Sophienkirche in Konstantinopel (vgl. W. Zaloziecky, Sophienkirche in Konstantinopel, Rom 1936, Abb. 9) und den Kapitellen der Kuppelbasilika in Philippi (Lemerle, a.a.O. Album Taf. XLVI) anderseits eine auffallende stilistische Ähnlichkeit. Dagegen hängen die naturalistischen Tierdarstellungen der Kapitelle in Stobi doch eher mit dem Westen (Adriaküste, Salona, Parenzo) zusammen.

 

8. Gegen eine Datierung der sog. alten Metropole in Mesembria ins 10.—11. Jh. (G. Millet, L'école grecque dans l'architecture byzantine, S. 18) sprechen das unentwickelte Bema,

 

 

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das Fehlen von Nebenapsiden und des reichen Außendekors. Diese Datierung wird von Ivanova, Stari crkvi S. 505 mit Recht angezweifelt.

 

9. Fr. Mesesnel, Iskopavanje Caričina Grada kod Lebana 1937, Starinar XIII (1938), 197, Abb. 19. Die Anlage ist nicht datiert, dürfte aber nach dem Gesagten nicht vor dem 6. Jh. entstanden sein.

 

10. Fr. Mesesnel : Die Ausgrabungen einer altchristlichen Basilika in Sudovol bei Bitolj, Bulletin de L'inst. Arch. Bulg. X (1936), S. 192, datiert sie spätestens Anfang des 6. Jh.s.

 

11. Fr. Mesesnel, Iskopavanje, S. 197—198, Abb. 18. Die Anlage ist noch nicht ganz bloßgelegt worden und ist nicht datiert. Sie kann kaum vor dem 6. Jh. entstanden fein. Vgl. den vervollständigten Grundriß bei Deroko-Radojčić, Vizantiske starine u Jablanici i Pustoj Reci, Starinar MS. 1 1950. S. 177, Fig. 7.

 

12. V. Ivanova, Stari crkvi i monastiri, S. 452—453. Die Anlage liegt in der Nähe von Nisch und wird ins 12. Jh. verlegt. Der entwickelte Altarraum widerspricht nicht einer derartigen späten Entstehungszeit.

 

13. I. Velkov, La basilique de la meer à Mesemvrie et sa Denomination: L'art byzantin chez les Slaves Bd. I, Paris 1930, 77, datiert die Basilika ins 5.—6. Jh. Die entwickelte Form der Prothesis und des Diakonikon würde für eine spätere Entstehungszeit sprechen. In Kreuzkuppelkirchen kommt diese Form nicht vor dem 8. Jh. auf, vgl. die Klemenskirche in Ancyra. Man könnte auch an einen späteren Umbau denken, denn der Bau stammt aus mehreren Zeitperioden. Dagegen I. Velkov, An early Christian basilica at Mesembria: The Bulletin of the Byzantine Institute, Paris 1946, S. 64—67 nimmt an, daß die Apsiden, die Südmauer und die Mauern beim Eingang die älteste Partie der Anlagen bilden. Auffallend als Anomalie muß die Tatsache hervorgehoben werden, daß die dem Meerufer zugekehrte Schiffswand im Gegensatz zur gegenüberliegenden eine homogene Mauer bildet (S. 64).

 

14. Vgl. die Konstruktion von Raschenov, Églises de Mesembria, Sofia 1932, Taf. II.

 

15. Skorpil, Izvest. Varn. Arheol. Druz., kn.VII (1921), S. 51. Der Autor nimmt einen justinianischen Umbau der Anlage an. N. Maurodinov, L'église unique et l'église cruciforme en pays bulgare jusqu'a la fin du XIV s. Sofia 1931, S. 115, datiert den Umbau der Anlage auf Grund der vorgeblendeten Außendekoration ins 9. bis 10. Jh. Die Tatsache, daß die Anlage nur eine Apsis besitzt, würde jedenfalls für eine frühere Entstehungszeit als im 9.—10. Jh. sprechen. Allerdings würden die neuentdeckten Basiliken des Pliska Typus mit einer Apsis aus dem 11. Jh. dieser Datierung widersprechen, obwohl sie alle Pfeiler und nicht Säulenstützen besitzen. Vgl. Stamen Michailov, Razkopki v Pliska prez 1945—47 god., in: Razkopki i Proučvanija III. Sofia 1949, S. 173—185.

 

 

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16. I. B. Konstantinowicz, Die Ikonostasis: Studien und Forschungen Bd. I., S. 90—94, Lemberg 1939.

 

17. V. Ivanova, La grande Basilique de Pliska: Bulletin X (1938),S. 369—370. Spuren von Gewölben wurden im Narthex gefunden. Berechtigt ist die Ablehnung der Konstruktion von Rachenov, L'église de Aboba Pliska: Revue de societe des ingenieures et archit. bulgares XXIV (1924), S. 192), der keine Empore im Narthex annimmt. Die verschiedenen Größen der Säulenschäfte sprechen dagegen. — Die Datierung der Anlage ist umstritten. Uspensky datiert sie nach den Inschriften der Säulenschäfte mit den von Simeon eroberten thrakischen Festungen (921—924). (Materjaly dla bolharskydi drevnostej: Aboba Pliska. Izvest. Russ. Archeol. Inst. X (1905), S. 173 bis 189). K. Jireček, Archäolog. Epigraph. Mitteil. Wien, 1886, verlegt die Säuleninschriften in die Zeit Krums, also ins 9. Jh. B. Filow, Geschichte der altbulgarischen Kunst, Berlin-Leipzig 1932, S. 26 datiert die Basilika in die zweite Hälfte des 9. oder spätestens in den Anfang des 10. Jh.s. Für einen starken byzantinischen Einfluß spricht die Marmordekoration der Innenwände und Spuren von Wandmosaiken und die aus regelmäßigen Quader- und Ziegelschichten bestehende Außendekoration der Wände.

 

17a. Eine Ausnahme bilden die Anlagen Nr. 4 in Caričin Grad bei Lebane, in Prokuplje, in Radinovce. Vgl. A. Derocco, Architecture monumentale et decorative dans la Serbie du Moyen Age, Belgrad 1953, Abb. S. 53, Abb. 41, S. 55, Abb. 47, S. 54, Abb. 46, bei denen die Pfeiler statt Säulen vorherrschen. Wie ungenau jedoch die jeweiligen Grundrisse sind, beweist der Vergleich des Grundrisses in Radinovce bei Derocco a.a.O., wo Pfeiler eingezeichnet sind und bei D. Stričević, L'église paleobyzantine pres de Kuršumlija: Zbornik Radova 1953, S. 184, Abb. 2 F, wo dieselbe Kirche Säulen aufweist! Bedeutende basilikale Anlagen besitzen Säulen wie z. B. die große Basilika in Caričin Grad ebda. S. 51, Abb. 38.

 

18. Wenn die Sophienkirche in Nikaia (O. Wulff, Altchristliche und Byzantinische Kunst Bd. II (1914), 402 Abb. 348) tatsächlich in ihrem heutigen Aussehen aus dem 8. Jh. stammt, dann hätten wir es bereits hier mit einem Beispiel einer Beeinflussung einer Basilika durch die Wölbungsarchitektur zu tun.

 

19. Schmitt-Annaberg, Die Basilika Aja Sophia in Ochrida: Deutsche Bauzeitung LV (1921), S. 193 ff. — V. Ivanova, Stari crkvi 1922—1925, 523. — B. Filow, Geschichte der altbulgarischen Kunst, Berlin-Leipzig 1932, 38—41 — E. Golubinskij: Kratkij ocerk istor. prav. cerk. (russ) 1871. S. 41. Die äußere Vorhalle ist im 14. Jh. unter dem Bischof Grigorios (1317) laut Ziegelinfchrift angebaut worden.

 

Aus der angeführten wissenschaftlichen Literatur geht hervor, daß der nach der Eroberung Bulgariens durch die Byzantiner eingesetzte Grieche Leo der Erbauer der Sophienkirche in Ochrid gewesen ist. Er ist nach 1054 gestorben, so daß die Sophienkirche vor 1054 errichtet sein muß.

 

 

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Nun haben jüngste Forschungen (St. Sophia of Ochrida, Preservation and restoration of the building and its frescos, Paris, 1953. Report of the Unesco Mission of 1951 by Ferdinand Forlati, Cesare Brandi, Yves Froidevaux ferner Bošković-Kotzo, The church of St Sophia at Ochrida, Yearbook of the Philosophy Faculty of Skoplje University, 1949) zu beweisen sich bemüht, daß die Sophienkirche vom Ende des 10. Jh.s eine dreischiffige Basilika mit Transept, Kuppel und Narthex gewesen ist, wie wir sie in den mehr entwickelten mazedonischen Kreuzkuppelkirchen vorfinden. Daß die Kirche des von Byzanz designierten Erzbischofs Leo tatsächlich eine Kreuzkuppelkirche gewesen ist, dafür würde sowohl der verstärkte byzantinische Druck nach der Aufhebung der bulgarischen Autokephalie als auch die heutige Gestalt der Kirche sprechen. Fraglich bleibt jedoch die Form der Kirchenanlage vor der Einsetzung des griechischen Erzbischofs. Da die Kirche nach Schmitt-Annaberg uneinheitlich ist und eine Längstendenz verrät, wäre es nicht ausgeschlossen, daß die frühe Anlage ebenso eine basilikale Form verraten hat wie die Achilleskirche im kleinen Prespa-See, wo sich ursprünglich der Sitz der bulgarischen Patriarchen befunden hat. Die heutige Anlage, bei der die Kuppel entferut worden ist und durch ein Tonnengewölbe ersetzt wurde, verdankt ihr Aussehen dem türkischen Umbau vom Jahre 1466.

 

20. Jordan Ivanov, Car Samujlovata stolica v Prespa, Izvestija Arch. Dr. I (1910), S. 67—69. M. Zloković, Starinar 3. Ser. 3 (1924/25) 116 ff. Nach Ivanov wurde die Kirche nach der Überführung der Überreste des hl. Achill aus Larissa nach Prespa durch den bulgarischen Zaren Samuel (983) errichtet. Nach Filow, Gesch. d. altbulgarischen Kunst S. 38 von Samuel erweitert. In der Apsis befindet sich ein Verzeichnis der dem bulgarischen Patriarchat unterstellten Bistümer. Da eine genaue Untersuchung der Anlage aussteht, kann keine endgültige Datierung vorgenommen werden. Somit ist der Bau wohl älter als der östliche Teil der Sophienkirche in Ochrid, denn die Inschrift stammt nach Ivanov aus den Jahren 989—1001. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß die Anlage ursprünglich die Patriarchatskirche gewesen ist.

 

21. Vgl. Aboba-Pliska, Sophia, 1905 (Izvestija Russ. Archeol. Instituta v Konstantinopolje Bd. X).

 

22. Krsto Miatev, Der große Palast und die Magnaura von Konstantinopel: Bulletin de L'inst. archeol. Bulg. Bd. X (1936), S. 136 bis 144.

 

23. Bogdan Filow, Les palais vieux-bulgare et le palais Sassanides: L'art byzantin chez les Slaves Bd. I, S. 80—86, und A. Protič , Sasanidskata chudozestvena tradicija u prabŭlgarite: Bulletin de L'inst. Arch. Bulg, IV. (1927).

 

24. Vgl. die durchaus überzeugenden Ausführungen Miatevs (a.a. O. S. 141—142).

 

25. Miatev a.a.O., S. 143—144. Auch darin könnte man eine Art der hier öfters auftretenden „Archaismen" erblicken. Vgl. dazu die Ausführungen über die Rundkirche in Preslav.

 

 

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Die Palastanlage in Preslav, welche Zar Simeon errichtet hat, hatte ebenfalls eine ähnliche basilikale Form. Vgl. K. Miatev, Razkopkite v Preslav prez 1930 god. Godišnik na Narodnija Muzej V, S. 219, Abb. 94 f.

 

26. Mutavčiev, Stari gradišta i drumove iz dolinite na Strjama i Topolnica, Sofia 1915, Taf. XVIII, Abb. 35. Taf. XIX, Abb. 36. Eine Korrektur des Grundrisses von Mutavčiev und Filow ist von A. Grabar und William Emerson in dem Anfsatz Basilika of Belovo: The Bulletin of the Byzantine Institute. Paris 1946, S. 47 vorgenommen worden. Die Basilika besaß drei Apsiden und ein Baptisterium rechts vom Eingang. In diesem Sinn muß unsere Taf. III, Fig. 1 ergänzt werden.

 

27. Mutavčiev, Stari gradišta. S. 74 datiert die Anlage nicht vor das 6. Jh. Grabar-Emerson datieren die Anlage ins 6.—7. Jh. „historical consideration do not permit the dating of the Belovo church later than VI or VII Century". Das Verstrebungssystem erinnert sie an römische Bauten, darüber ausführlich in W. Zaloziecky, Die Sophienkirche in Konstantinopel und ihre Stellung in der Geschichte der abendländischen Architektur, Rom 1936.

 

28. Z. Strzygowski, Die Ruine von Philippi: Byz. Zeitschrift (1901), 473—490. Durch die französischen Ausgrabungen hat dieser Plan eine Modifizierung erfahren. Vgl. Bulletin de correspondance hellenique 1922, 530—531, 1923, 534—536, 1934, 259—261, 84 bis 89 (mit Plan). Vgl. die neue erschöpfende, Anm. 6 erwähnte Monographie von P. Lemerle. Lemerle datiert die Anlage in die Mitte oder in das dritte Viertel des 6. Jh.s und stellt eine engste Verwandtschaft mit der Kunst Konstantinopels fest. S. 471—483 ist der Ableitung der Kuppelbasilika gewidmet. Die Kuppelbasilika von Derekler wird zusammen mit der Kuppelbasilika in Pirdop in eine Verwandtschaft mit der Irenenkirche in Konstantinopel gebracht.

 

29. Mutavčiev, L'église du Cerf près de Pirdop: Bulletin d'Inst. Arch. Bulg. V, (1915), 82—84 datiert die Anlage um die Wende des 5./6. Jh.s und nimmt einen Umbau an. Die Emporen sind sichergestellt. Die nächste Stilparallele bildet nach M. die Irenenkirche in Konstantinopel. Vgl. Lemerle, a. a. O. S. 479, welcher die Anlage in die nachjustinianische Zeit ohne sichere Anhaltspunkte datiert. Sie ist entwickelter als Derekler, — aber vieles spricht für eine große Verwandtschaft mit justinianischen Bauten (Irenenkirche).

 

30. V. K. Petković, Iskopavanje Caričina grada: Starinar (1937), S. 81—92. P. datiert die Anlage nach den Kapitellformen in die justinianische Zeit. P. ist der Ansicht, daß wir es hier mit den Ruinen der „Justiniana prima" zu tun hätten und führt justinianische Münzfunde und eine Bleibulle eines Bischofs Theodoros an. Vgl. B. Saria, Vizantiski olovni pecat iz Caričina Grada: Starinar XIV (1939) 3 ff. und E. Weigand, Byz. Zeitschrift XXXIII (1933), 214. Über die letzten Ausgrabungsergebnisse vgl. A. Deroko — Sv. Radojčić, Otkopavanje Caričina grada 1947, Starinar N.S. I., 1950, 119 ff.

 

 

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Die Kuppel befand sich etwas nach Osten verschoben, beinahe in der Mitte des Schiffes, aber sie ruhte auf selbständigen Stützen. Ausfallend ist, daß die Basilika sonst keine Überwölbung aufweist. A. Grabar (Martyrium, Recherches sur le culte des reliques et l'art chretien antique. Paris 1946, S. 298) behauptet, der Kuppelbaldachin wäre ein Überbleibsel eines Martyriums. Wir wissen vorderhand zu wenig über die Bestimmung dieses Kuppelbaldachins (unter ihm befand sich ein Wasserbassin, eine Zisterne?). Das eine ist sicher, daß wir es mit einem Versuch zu tun haben, eine Basilika — wenn auch in unorganischer Form — mit einem Kuppelbaldachin in Verbindung zu bringen. Hervorgehoben muß jedoch werden, daß in der neuesten Publikation A. Deroccos über die serbische Architektur (Architecture monumentale et decorative dans la Serbie du Moyen Age, S. 51 Abb. 36) der Grundriß der Kirchenanlage in Caričin Grad den Kuppelbaldachin nicht mehr aufweist.

 

31. Vgl. P. Frankl, Die frühmittelalterliche und romanische Baukunst (Handbuch der Kunstwiss.) S. 135 und A. Protič, Architektoničeskata forma na Sofijskata crkva sv. Sofija. Hier wird zum ersten Mal der Zusammenhang zwischen den romanischen Anlagen und der Sophienkirche erkannt und die ältere Anpassung vom justinianischen Ursprung der Sophienkirche widerlegt.

 

32. Protič, a.a.O. S. 103—105. Äußere Anhaltspunkte zur Datierung der Sophienkirche sind kaum gegeben. Bei den Ausgrabungen sind zwei ältere Anlagen, welche Filow in das 4. und 5. Jch. datiert, zum Vorschein gekommen (B. Filow, Sofijskata crkva sv. Sofija. Sofia 1913). Es ist anzunehmen, daß die ursprungliche Anlage auch ihre jetzige Baugestaltung stark beeinflußt hat. Die Gräber der Sophienkirche stammen aus dem 10. Jh. Sie wurde in der türkischen Zeit umgebaut, die heutige Kuppel ist nicht vor dem 16. Jh. entstanden. Vgl. Bulletin de l'Inst. Arch. Bulg. 247—250.

 

33. B. Filow, Les fouilles dans l'église St. Georges à Sofia: Annuaire du Musée national de Sofia 1921, S. 183—197. Die Thermenanlage wurde nach F. im 5. Jh. teilweise zerstört und später in eine Kirche verwandelt. Die älteste Nachricht über die Kirche stammt aus dem Jahre 1469, wo sie als Metropolitankirche erwähnt wird. Grundmauern einer Rundkirche mit sieben Innennischen befinden sich in Oslje bei Ston in Zahumlien. Sie gehört den dalmatinischen Zentralbauten an. Vgl. A. Derocco, Architecture a. a. O. S. 42 n. 46. Abb. 29.

 

34. V. Ivanova, Stari crkvi i monastiri: Godišnik 1926, S. 485, datiert den Bau in Peruštica nicht vor das 7. Jh. Laurent (im Bulletin de corr. hellenique Bd. XII, 1898, S. 561) ins 7.—8. Jh. Über ihre stilgeschichtliche Bedeutung vgl. W. K. Zaloziecky, Die Sophienkirche in Konstantinopel und ihre Stellung in der Geschichte der abendländischen Architektur, 1936, S. 91—92. Vgl. auch A. Frolov, L'église rouge de Peruštica: The Bulletin of the Byzantine Institute 1946 und 1950.

 

 

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Die Anlage wird in die vorjustinianische Zeit zwischen 442—447 datiert (S. 477). Es ist jedoch wenig wahrscheinlich, daß die hoch entwickelte Raumarchitektur, die in diesem thrakischen Bau in Erscheinung tritt, in der vorjustinianischen Zeit entstanden sein könnte.

 

35. F. Mesesnel, Iskopavanje Caričina grada kod Lebana 1937, Starinar XIII (1938), S. 179—198. Der Autor Bezeichnet die Anlage als Mausoleum, es dürfte aber eher ein Baptisterium gewesen sein. Er datiert den Bau in die erste Hälfte des 6. Jh.s. Auch die Bezeichnung der Anlage als Martyrium bei Grabar (Martyrium S. 180) ist nicht überzeugend.

 

36. K. R. Miatev, L'église ronde de Preslav, Sofia 1932, S. 115.

 

37. A. Raschenov, Die Rekonstruktion der Rundkirche von Preslav: Bulletin de L'Inst. Arch. Bulg. X. (1936), S. 220. Die Dekoration des Innenraumes ist viel bunter, viel unruhiger als in der Sophienkirche in Konstantinopel.

 

38. Auch die Form des Atriums spricht für Anlehnung an ähnliche römische Vorbilder. Die wandbelebenden Nischen kommen häufig in den römischen Vorhallen vor. Vgl. die Zeichnungen bei Bramantino, Le rovine de Roma al principio del sec. XVI. ed. Mongeri, 2. Aufl. 1880. In der Nähe von Preslav befand sich das antike Markianopolis, das Baumaterial für den Aufbau der Bulgarischen Zarenresidenzen geliefert hat. Auch architektonische Vorbilder konnten von dort übernommen werden. Vgl. Filow, Geschichte der altbulgarischen Kunst, S. 30.

 

39. K. R. Miatev , L'église ronde, S. 249—257.

 

40. Filow, Geschichte, S. 31. Über den Philhellenismus Simeons vgl. Liutprandi, Antapodosis III, 29 (Pertz, Mon. Germ. Hist. SS. III. 309):

 

„Hunc etenim Simeonem emiargum, id est semigrecum esse aiebant, eo quod a puericia Bizantii Demostenis rhetoricam Aristotelisque silogismos didicerit".

 

Zitiert nach K. Jireček, Geschichte der Bulgaren, 1876, S. 158.

 

41. Die vorgefundenen Inschriften können zur näheren Datierung kaum etwas beitragen, und der Paulus Chartophylax läßt sich mit einer historischen Persönlichkeit nicht identifizieren. Ausführlicher darüber Miatev a.a.O., S. 158—191. Die Festungsbauten von Preslav zeigen dieselbe monumentale Quadertechnik wie in Aboba-Pliska. Aus derselben Zeit wie der Rundbau in Preslav dürfte die kleine vielfach umgebaute Kirchenanlage in Patleina stammen. Die glasierten Tonplatten, die hier gefunden worden sind, sind denen von Preslav ähnlich. Die Kämpferkapitelle von Preslav — einige von ihnen sind in der Peter- und Paulskirche in Tirnovo wiederverwendet worden — verraten byzantinische Formgebung. Vgl. Filow, Geschichte, S. 33—35 und Filow, Chapiteaux en marbre avec décoration de feuilles de vigne en Bulgarie: Mélanges Ch. Diehl, Paris 1930, II, 11 ff.

 

In der letzten Zeit wurde die allgemein von der Forschung angenommene Datierung der Anlage ins 9.—10. Jh. angezweifelt.

 

 

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G. Bošković verlegt die Rundkirche in Preslav ins 5.—6. Jh. (Starinar 1933—34, 33 1, und Osnovi srednjevekovne arhitekture, Belgrad 1947 S. 63). Sv. Radojčić vergleicht sie mit einer neu freigelegten ähnlichen Rundanlage in Konjuh, die er ins 6. Jh. verlegt: Crkva u Konjuhu: Zbornik Radova XXI (Belgrad 1952), S. 148—165. Morphologisch läßt sich die Anlage von Preslav tatsächlich leichter in diese frühe Epoche datieren. Dagegen jedoch spricht die farbig aufgelöste Wanddekoration (inkrustierte Säulen, Wandeinrahmungen mit bunter Keramik und die glasierten Plättchen).

 

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