Die Slaven in Griechenland

Max Vasmer

 

Kap. V: Verbreitung slavischer Ortsnamen durch nichtslavische Bevölkerung

 

1. Übertragung slavischer Namen durch Griechen

2. Vermitthing durch Albaner

3. Vermittlung durch Rumänen

 

Nach dem im Vorstehenden gegebenen Überblick über die slavischen Ortsnamen der einzelnen griechischen Landschaften muß nun die Frage aufgeworfen werden, ob die erwähnten slavischen Namen sämtlich direkt von Slaven herrühren oder etwa ein Teil derselben durch andere Bevölkerung verbreitet worden ist. Diese Frage habe ich bereits in einem Aufsatz (Zu den slavischen Ortsnamen in Griechenland) in der Rozwadowski-Festschrift II 155 ff. gestellt, wo ich eine Weitertragung slavischer Ortsnamen durch die Griechen nachzuweisen versucht habe. Die Beispiele für diese Erscheinung lassen sich sehr vermehren. Ebenso wie die Griechen die von ihnen übernommenen slavischen Lehnwörter auf Siedelungen übertragen konnten, die sie selbst gründeten, konnten auch Albaner und Rumänen in ähnlicher Weise verfahren. Es bleibt zu untersuchen, ob wir lautliche oder andere Merkmale nachweisen können, die eine derartige Weiterverbreitung slavischen Namengutes durch andere Völker erweisen. Ich glaube diese Frage bejahen zu müssen und bringe im folgenden einige Beispiele solcher Übertragungen.

 

 

1. Übertragung slavischen Namengutes durch Griechen

 

Am deutlichsten zeigt sich eine Übertragung durch Griechen in Zusammensetzungen, von denen nur ein Teil slavischen Ursprungs, der andere dagegen griechischer Herkunft ist. Wenn ein neugriech. βάτος, βάλτα »Sumpf, Morast«, das man aus slav. *bolto oder aus einer illyrischen Quelle (alb. bal'tε) erklärt hat, sich im Neugriech. sehr großer Verbreitung erfreut, dann ist es begreiflich, daß die Griechen damit Zusammensetzungen bilden konnten wie Ξηρόβαλτοσ (Epirus), Ἀστροβάλτα (Langada, Mazedonien), Ἀσπρόβαλτος (Trikkala), die zu ngr. ξερός »trocken«, ἀσπρος »weiß« gehören. Ebenso Τρανόβαλτον (Kozani). Hierher gehört auch Παράβαλτος im Epirus, wozu HX I 93.

 

Nicht so eindeutig sind ON wie Βάλτα, Βάλτος. Wir finden Βάλτα 1. auf Kephallenia, 2. in Triphylien, 3. Chalkidike. Der ON Βάλτος begegnet 1. in Achaia, 2. Korinth, 3. auf Kreta (Lasethion) 4. Adrianopel, 5. Epirus. Es ist immerhin am wahrscheinlichsten, daß diese Namen auf die oben angeführten ngr. Appellativa zurückgehen, zu denen G. Meyer, Ngr. Stud. II 64, Alb. Wb. 25 und BB XIX 155 zu vergleichen ist.

 

Durch die griechische Komposition wird auch der ON Ξυροκαρύταινα in Arkadien als griechische Ableitimg vom ON Καρύταινα erwiesen. Schwie-

 

 

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riger ist es zu entscheiden, ob Namen wie Καρούτες (Doris) und Καρούτια (Doris) direkt vom slavischen koryto »Trog« abzuleiten sind oder auf dem daraus entlehnten ngr. Appellativum καρούτα »Trog« beruhen, welches G. Meyer, Ngr. Stud. II 30 als slavisches Lehnwort erkannt hat. Wegen der Wortbildung von Καρούτια ist für mich eine griechische Neubildung in diesem Falle wahrscheinlicher. Vgl. oben S. 264 ff.

 

Das ngr. μαγούλα »Hügel« ist ebenso wie alban. magul'ε auf slav. mogyla zurückzuführen. Ob die verschiedenen ON Μαγούλα direkt auf Slaven hinweisen oder, wenigstens teilweise von Griechen benannt sind, ist nicht zu entscheiden, vgl. meine Studien zur alban. Wortforschung I 18 ff. und Rozwadowski-Festschrift II 156 ff. Wir finden den ON Μαγούλα in 1. Arkadien, 2. Attika, 3. Akarnanien, 4. Elis, 5. Lakonien, 6. Messenien, 7. Karditsa, 8. Larissa, 9. Argos usw. Zweifellos auf Benennung durch Griechen weisen jedenfalls die ON Καρδιτσομαγούλα (Karditsa), Πετρομαγούλα (Böotien). Eine Entlehnung aus slav. stanъ »Herberge, Lager« liegt vor in ngr. στάνη »Hürde« im Epirus, Peloponnes, sogar auf Chios, wohin das Wort zweifellos vom Festlande gedrungen ist, da es dort kein bodenständiges Slaventum gegeben hat. Vgl. dazu G. Meyer, Ngr. Stud. II 59. Bestimmt von Griechen geschaffen ist der Name Παλαιόστανη in Akarnanien, wie die Zusammensetzung lehrt.

 

Besonders deutlich zeigt sich die Mitwirkung von Griechen bei Namen mit dem Bestandteil Λαγκάδι »Tal, Schlucht«, auch λαγκάδα. G. Meyer, Ngr. Stud. II 37 ff., leitet es auf slav. lǫka »palus, sinus« zurück. Griechische Gelehrte haben nach dem Vorgange von Amantos (Suffixe 26) in λαγκάδι eine Kreuzung von griech. λαγών und ἄγκος sehen wollen. Mir leuchtet slavische Herkunft von λαγκάδι mehr ein als die griechische Deutung. Die Behauptung, daß λαγκάδι zu weit auf dem griechischen Sprachgebiet verbreitet ist, als das bei einem slavischen Lehnwort möglich wäre, ist nicht durchschlagend, weil auch andere Lehnwörter allgemeine Verbreitung gefunden haben. Nicht überzeugend ist auch der Einwand, daß λαγκάδι auf dem Festlande »nicht gut bekannt« sei. Er wird schon durch die weiter unten zitierten Ortsnamenbelege widerlegt. Auf jeden Fall griechisch ist das Wortbildungselement -άδι, -άδα. Wegen seiner Anwesenheit in ON wie Λαγκάδα in Lakonien und Akarnanien sind für mich auch diese letzteren keine slavischen, sondern griechische Gründungen. Derselbe Name Λαγκάδα wiederholt sich noch auf Chios, Syros und Ikaros, wo von slavischen Siedlungen nicht die Rede sein kann. Griechisch ist auch Λαγκάδι auf Keos, Λαγκάδια in Arkadien und auf Syros. Durch die Zusammensetzung als griechisch erwiesen sind Ἀγριολαγκάδα, Lakonien, und Τριλαγγάδα, Akarnanien, Τριλάγγαδα, Epirus (s. HX VIII 118). Griechische Neuschöpfungen von λαγκάδι liegen vor in Λαγκαδέϊκα, Korinth,

 

 

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Λαγκαδάκια, Zakynthos, Λαγκαδίκια, Langada (Mazedonien). Den Landschaftsnamen Λαγκαδᾶ in Ostmazedonien muß man offenbar auf einen griech. Personennamen *Λαγκαδᾶς, Gen. *Λαγκαδᾶ zurückführen, dem auch das obige Λαγκάδι als Grundlage gedient hat.

 

Ngr. λόγγος »Wald, Dickicht, Gehölz« ist eine Entlehnung aus slav. lǫ »Hain«, wie schon G. Meyer, Ngr. Stud. II 38 gesehen hat. Es begegnen davon auch Ableitungen wie λογγάρι »kleiner Wald« usw. Bestimmt durch Griechen benannt sind wegen der Wortbildung: Λογγίτσι, Phthiotis, Λογγάρι 1. Arkadien, 2. Lakonien, 3. Larissa, Λογγάκι, Trikkala. Dagegen können Namen wie Λόγγος 1. Chalkidike, 2. Achaia, 3. Trikkala oder Λογγός 1. Messenien, 2. Phthiotis, 3, Kerkyra sprachlich sowohl durch slavische als durch griechische Benennung entstanden sein. Die Endbetonung Λογγός in einigen Gegenden könnte mit Hilfe des Bulgarischen erklärt werden (ostbulg. lъgъ́t). Viel eher durch Griechen als durch Slaven benannt ist Λόγγος Ἀχμὲτ Ἀγᾶ (Trikkala). Bestimmt eine griechische Gründung ist Μαυρόλογγος Parnassis (wozu Ἀθηνᾶ 44, 137), Παραλόγγια bei Kalentsi, Epirus (s. HX VIII103), auch Μεσολόγγι, aber nur volksetymologisch durch dieses beeinflußt ist Μεσολογγούστιον (Kozani), dem ein bulg. Mislegošti zugrunde liegt. Μεσολογγάκι in Elis ist benannt nach Μεσολόγγι. Auf griechische Namengebung weist ferner das Suffix von Γαρδικάκι, Phthiotis, dessen Grundlage der ON Γαρδίκι gewesen ist. Durchaus griechische Schöpfungen liegen auch in Fällen vor wie Ἀραχοβίτικα (Achaia), in dem der ON Ἀράχοβα: slav. *Orěchovo durch griechische Sprachmittel erweitert worden ist.

 

Aus bulg. górnica »wilder Birnbaum« oder dem auf slavischen Ursprung zurückzuführenden alb. gor̄itsε »wilder Birnbaum« stammt ngr. γκοριτζιά, s. G. Meyer, Ngr. Stud. II 65, und Jokl, Slavia XIII 618 ff., gegen Seliščev, Slav. Alb. 215. Dieses wurde von Griechen benutzt zur Benennung von Orten wie Γκοριτζιά in Elis und Lakonien. Bei letzteren erweist auch die Endbetonung griechische Herkunft, da -ιά häufig bei griechischen Baumnamen begegnet, wie μηλιά, κρανιά usw.

 

Endlich mag hier auch der Ortsname Βρανᾶ in Attika und Elis erwähnt werden. Man kann dabei an slav. *vranъ »rabenschwarz« denken, aber näher liegt es, von einer Bezeichnung *χωρίον τοῦ Βρανᾶ auszugehen und darin den häufigen byzantinischen Personennamen Βρανᾶς zu suchen. In diesem Falle würde es sich wiederum um eine griechische Benennung handeln.

 

Nahe liegt der Verdacht griechischer Namengebung bei Namen wie Γρανίτσα 1. in Böotien, 2. Phthiotis, 3. Eurytanien, 4. Arkadien, 5. Akarnanien, 6. Joannina, weil ein neugriech. γρανίτσα »Quercus aesculus L.« in Elis bezeugt ist durch Th. Heldreich, Nutzpflanzen Griechenlands S. 16. Das letztere Wort ist aus bulg. granica »Art Eiche« entlehnt. Vgl. auch Verf., Izvestija XI, 2, 404.

 

 

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In mehreren andern Fällen ist ebenfalls Mitwirkung von Griechen bei der Namengebung denkbar, so bei Namen wie Βούζι, Λάζος usw., weil ngr. βούζι, »Holunder« λάζος, »Rodung, Neubruch« u. dgl. in neugriechischen Dialekten heimisch geworden sind, doch ist hier auch direkte Benennung durch Slaven zu erwägen, und sprachlich zugunsten einer dieser Möglichkeiten entscheiden kann man nicht, weil klare Beweise griechischer oder slavischer Benennung fehlen.

 

Schließlich ist bei vielen von slavischen Personennamen stammenden ON griechische Vermittlung in Erwägung zu ziehen, wenn keine slavischen Ableitungssuffixe wie -ovo, -ino, - sich darin nachweisen lassen. Denn ebenso wie in Deutschland Namen wie Bolkenhain theoretisch von einem trotz seines slavischen Namen germanisierten Bolko abgeleitet sein können, muß auch in Griechenland damit gerechnet werden, daß die Träger echt slavischer Namen wie Δομπρόσθλαβος usw. mitunter schon Griechen waren, wenn eine Ortschaft nach ihnen benannt wurde.

 

 

2. Vermittlung slavischer Namen durch Albaner

 

Die Berücksichtigung dieser Möglichkeit halte ich für besonders notwendig, weil seit den Fallmerayerschen Forschungen griechische Gelehrte immer wieder den Versuch gemacht haben, die Anwesenheit von Slaven im mittelalterlichen Griechenland in Abrede zu stellen und das zweifellos vorhandene slavische Sprachgut in griechischen Ortsnamen auf die Albaner zurückführen. So war die Einstellung von Sathas, und in neuerer Zeit hat sie noch einen Anhänger in Phurikis gefunden. Ein Kenner des Albanischen wie G. Meyer hat die Berechtigung einer solchen Auffassung angefochten, in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle zweifellos mit Recht. Daß aber auch das albanische Element in Griechenland Umsiedlungen durch die griechische Staatsgewalt ausgesetzt war, lehrt uns ein ON wie Ἀρβανῖται auf Samos. Daher ist die Frage erneut zu stellen, so chauvinistisch auch die Beweggründe sein mögen, die Sathas zu seiner Ansicht verleiteten und so schlecht die von ihm gebotenen Etymologien (siehe oben passim) auch gewesen sind. Erschöpfend kann die Frage der albanischen Vermittlung erst behandelt werden, wenn eine Untersuchung aller albanischen Ortsnamen in Griechenland vorliegen wird. Es ist aber schon jetzt klar, daß albanische Vermittlung bei der Mehrzahl der slavischen Namen nicht in Frage kommt. Bewiesen werden kann albanische Vermittlung, wenn spezifisch albanische Lautgesetze oder Wortbildungselemente das slavische Namengut umgestaltet haben. Einige derartige Fälle lassen sich heute schon feststellen. Das albanische Deminutivsuffix -, bestimmte Form -za, liegt vor in einem griech. ON Ἀγριλέζα, Attika. Es ist eine Ableitung von dem in ON gleichfalls nachweisbaren ngr. ἀγριλιά aus ἀγριοελαία »wilder Ölbaum«. Vgl. Ἀγριλιά in Triphylien, auf Euboia und auf

 

 

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Thera. Eine ähnliche Weiterbildung liegt vor in Μουνδράζα neben Μουνδρά, beide im Gebiet von Olympia, von denen letzteres aus slav. *mǫdra stammt. Der ON Μπέλιζα in Attika dürfte mit alb. - auf slav. *Běla zurückgehen. Die Endung stimmt zu Δάρδιζα, Elis, das zu alb. darbε »Birnbaum« gehört. Vgl. auch Μερκίνιζα in Arkadien. Dieser Name stellt sich zu bulg. brěḱińa »Sperberbaum« oder zu alban. mεrḱińε f. »rhamnus zizyphus, Brustbeerbaum«, das von G. Meyer, Alb. Wb. 275 auf skr. mrkinja »myrti baca« (Stulli) zurückgeführt wird. Die Endung -ζα weist deutlich auf albanische Vermittlung. Ähnlich möchte ich bei dem böotischen ON Βρανέζι im Kr. Lebadeia an den ON Βρανᾶ anknüpfen und eine alban. Erweiterung durch ein - Suffix annehmen. Der ON Βέλιτσα oder Βύλιζα in Elis könnte auf slav. *Bělica beruhen, aber die zweite Form ließe sich wegen des -ζα nur durch alban. Umgestaltung erklären.

 

Sonst können albanische Umgestaltungen slavischen Namengutes auch noch durch spezifisch albanische Lautgesetze erwiesen werden. Sehr bezeichnend ist z. B. der im Albanischen längst beachtete Lautwandel von rn zu r̄, der auch in Lehnwörtern bezeugt ist, vgl. Pekmezi, Alb. Gramm. 25 und 39. Die ON Τέρροβα ἢ Τέρνοβα (Eurytanien) und Τέρροβον (Joannina) erkläre ich daher aus slav. *Tьrnova bzw. *Tьrnovo durch Vermittlung des Albanischen.

 

Wegen des gleichen Lautwandels von rn zu r̄ gilt neugr. γκοριτσιά »pirus salicifolia« als Leimwort aus bulg. gornica »wilder Birnbaum« durch Vermittlung von alb. gor̄itsε idem. Vgl. G. Meyer, Neugriech. Stud. II 65. Zahlreiche Belege ngr. Dialektformen dieses Wortes bietet Georgakas HX XII 181 ff. Eine Beeinflussung durch alb. - zeigt die Form γκορίζα auf Andros. Vgl. auch oben S. 312.

 

Den ON Μενδενίτσα (Phthiotis) habe ich oben S. 106 auf *Mǫtьnica zurückgeführt. Gewisse Schwierigkeiten macht die Vertretung des slav. ǫ durch εν, da man in älteren Entlehnungen dafür ein griech. ον bzw. αν erwarten müßte. Hier könnte an den albanischen toskischen Wandel eines im Gegischen erhaltenen ą zu ε gedacht werden. Vgl. tosk. δεmp »Zahn«, geg. δąmb usw., wozu Pekmezi, Alb. Gramm. 20. Auf diese Weise besteht für Μενδενίτσα die Möglichkeit der obigen slavischen Deutung unter der Voraussetzung einer albanischen Umgestaltung.

 

Der Name Βαλτεσινῖκον in Arkadien läßt sich auf slav. *Boltьčьnikъ zurückführen, doch ist sein s nicht leicht zu erklären. Die Schwierigkeiten lassen sich vielleicht beheben, wenn man annimmt, daß eine Anlehnung des slav. Namens an eine alban Bildung *bal'tεsí, »Sumpfland« erfolgte, welches gebildet wäre wie mal'εsí von mal' »Berg« u. dgl.

 

Den ON Ἐρκίστα (Eurytanien) habe ich von einer adj. i̯o-Ableitung des slav. rakyta, bulg. *rakyšta erklärt. Das slav. Wort geht auf älteres *orkyta

 

 

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zurück. Durch die Reduktion unbetonter Vokale erscheint im Albanischen öfters ein ε-Laut, den die Griechen durch ε wiedergeben konnten. So ließe sich die Lautform des griechischen ON erklären.

 

Der Name Πρέβεζα wurde oben S. 64 über alb. prevεzε »Überfahrt« auf slav. *prěvozъ »dasselbe« zurückgeführt.

 

Nicht durchschlagend finde ich die Gründe, die Phurikis Ἀθηνᾶ 41, 126 und sonst für albanische Vermittlung bei andern slavischen ON in Griechenland geltend macht. Die Namen Μαγούλα erklärt er durch alb. magul'e (a. a. 0.41,133). Ich würde dann nur Μαγούλια erwarten, wegen des alb. l'. Den ON Στανιάτες deutet er im Zusammenhange mit alb. ON auf -ati. Das Grundwort ist hier auf jeden Fall slavisch. Endlich will Phurikis die Namen Μπέλεσι, Τσέρνεσι, Γκέρμπεσι wegen ihrer Bildung ganz für albanisch erklären, gibt aber überhaupt keine Etymologien aus dem Albanischen. Zur Bildung vgl. S. 304. Unter solchen Umständen erscheint seine Auffassung zu wenig begründet.

 

 

3. Vermittlung slavischer Namen durch Rumänen

 

Diese Frage kann erst durch eine spezielle Behandlung der aromunischen Ortsnamen in Griechenland geklärt werden. In unserem Zusammenhange ist es wichtig, festzustellen, daß die griechische Bezeichnung des rumänischen Hirten βλάχος unzweifelhaft durch slavische Vermittlung übernommen worden ist, da sich in diesem Namen die slavische Liquidametathese wiederspiegelt. Durch Griechen konnten dann Ortsnamen gebildet werden wie Βλαχόπουλον, Messenien, Βλάχοι, Arkadien, Βλαχοκάτουνον, Doris, Βλαχομάνδρα, Naupaktos, Βλαχώρι, Lakonien, letzteres aus *Βλαχοχώρι. Bei der ethnographischen Bewertung dieser und ähnlicher Namen ist die von Weigand, Aromunen I 273 gemachte Beobachtung zu berücksichtigen, daß auch Albaner gelegentlich von den Griechen als Βλάχοι bezeichnet werden.

 

Als ein wahrscheinlicher Fall rumänischer Vermittlung eines slavischen Ortsnamens mag hier Λουζέστι, Trikkala (Thessalien) vermerkt werden, wozu Weigands Etymologie oben S. 40 beachtet werden muß.

 

Historisch lassen sich Aromunen nach Weigand JIRS 21, 178 in Thessalien nachweisen, das aus diesem Grunde als große Walachei bezeichnet wird. Auch in Ätolien und Akarnanien begegnet zu der gleichen Zeit eine aromunische Bevölkerung, daher dort der Name der kleinen Walachei (a. a. O.). Dieser rumänische Stamm tritt auch im Pindosgebiet, am Oberlauf des Aspropotamos auf und hat im Osten die Insel Euboia erreicht (a. a. O. 177). Auch im Peloponnes ist Weigand seinen Spuren am Taygetos und in der Eparchie Kalavryta nachgegangen. Wieweit in allen diesen Gegenden mit rumänischer Vermittlung slavischer ON gerechnet werden muß, läßt sich noch nicht übersehen.

 

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