Die Slaven in Griechenland
Max Vasmer
Kap. III. Verzeichnis der slavischen geographischen Namen nach Landschaften geordnet:
7. Insel Andros
Als slävisch könnte hier der Ortsname Ζαγανιάρη (Stat. Ap., R.) verdächtigt werden, Ζαγγανιάρι im Lex., der bei Nuchakis fehlt. Er erinnert an skr. zagòniti »hineintreiben«, zagòniti se »sich stürzen« (auf die Beute, auf die Feinde), bulg. zágon »ein Feldmaß«. Ich kann aber einen dazu passenden ON ia den südslavischen Ländern nicht feststellen.
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Dir Name der Ortschaft γαύριον (Lex.) daselbst stimmt nur zufällig zum Namen der »Weißbuche«, bulg. gabъr. Γαύριον kann nicht slavisch sein, weil es schon altgriechisch ist. Vgl. die Belege aus Xeuophon und Diodor bei Pauly-Wissowa, Realen., VII, I, 877.
8. Insel Tenos
Hier kann eine sichere Spur der slavischen Invasion nicht nachgewiesen weiden. Wir finden zwar auf dieser Insel ein Σκλαβοχώρι (so R. und Lex.), aber dieses kann sich auf eine Ansiedlung von kriegsgefangenen Slaven besehen. Vgl. auch Šišmanov, Bъlg. Prěgled IV (1897), Nr. 3 S. 92 und Hilferding I 296. Der dialektische Wortschatz, soweit er sich auf Grund von E. Georgantopulos’ Τηνιακά (Athen 1889) übersehen läßt, zeigt keine charakteristischen slavischen Lehnwörter, sondern nur solche von großer Ausbreitung (Λογγός, Λαγκάδι und Ähnliches).
9. Insel Skyros
Hier erwähnt Deffner Z. Wb. 82 eine τοποθεςία Μπάρα, deren Name an skr. bȁra »Lache, Pfütze, Wiese«, bulg. bára »Pfütze, Sumpf«, russ.-kslav. bara »Sumpf« erinnert. Eine sichere Slavenspur vermag ich aber in diesem Namen nicht zu erblicken. Das slavische Wort ist nämlich, wie G. Meyer, Neugr. Stud. II 43 bereits gesehen hat, auf griechischem Boden als Lehnwort μπάρα »sumpfige Gegend« sehr verbreitet. Es besteht somit die Möglichkeit, daß der obige Ortsname durch Griechen nach Skyros getragen worden ist. Abgesehen von diesem Namen ist mir auf Skyros nichts Einschlägiges in ON aufgefallen. In der kleinen Liste von Dialektwörtern, die D. Papageorgiu, Skyros 172 ff. bietet, findet sich nichts Slavisches außer λομάτσι, »βλαστός, ἔρνος«, welches zu skr. lòmača »Weinrebe, Reisig«, sloven. lomáča »Reisholz« gehört, wozu Berneker EW I 731. Dieses unzweifelhaft slavische Lehnwort finde ich nicht in andern griechischen Gegenden. Die Anwesenheit von Slaven ist aber auf Grund dieses einen Wortes nicht mit Sicherheit zu erweisen.
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